Schmiererei Schorndorf | Bildquelle: Polizei

Ermittlungen:

Übergriffe beim Stadtfest Schorndorf schwerwiegender als bislang bekannt

Stand: 20.07.17 07:50 Uhr

Die Krawalle auf dem Stadtfest von Schorndorf waren offenbar schwerwiegender als zunächst bekannt. Neun Sexual-Delikte angezeigt worden, mehr als bislang bekannt. Die Polizei hat eine aktuelle Bilanz ihrer Ermittlungen zu dem Krawallen in Schorndorf vorgelegt. 53 Straftaten wurden nach dem eskalierten Fest zur Anzeige gebracht.

Nach den eingeleiteten Ermittlungen bestätigte sich in 3 Fällen der Anfangsverdacht einer Sexualstraftat nicht. Geprüft wird derzeit noch, ob in diesen Fällen der Straftatbestand der Nötigung erfüllt ist.

Somit ermittelt die Kriminalpolizei in enger Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Stuttgart noch in 4 Fällen gegen Unbekannt und in 2 Fällen gegen bekannte Tatverdächtige wegen sexueller Belästigung. Die Voraussetzungen für einen Haftbefehl waren in keinem der Fälle gegeben. Weiter wurden 7 gefährlicher Körperverletzungen, 10 einfache Körperverletzungen, 10 Sachbeschädigungen, 3 besonders schwere Fälle des Diebstahls und 6 einfache Diebstahlsdelikte angezeigt. Darüber hinaus wurden 3 Beleidigungen, 1 Widerstand gegen Polizeivollzugsbeamte und 4 Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz zur Anzeige gebracht. Geprüft wird derzeit noch ob bei den Vorfällen im Schlossgarten der Straftatbestand des Landfriedensbruchs und der Versuch einer Gefangenenbefreiung erfüllt waren. 2016 waren 28 Straftaten im Festzeitraum erfasst worden, so dass es mit 53 Straftaten beinahe zu einer Verdopplung der Delikte kam.

Sexuelle Belästigungen

Am Freitagabend wurde eine 33 Jahre alte Frau aus der Region im Bereich des Marktplatzes um 22:00 Uhr und 23:00 Uhr jeweils von unterschiedlichen unbekannten Tätern sexuell angegangen. Zunächst hatte sie ein unbekannter Täter am Gesäß berührt. Später fasste ein anderer unbekannter Täter intensiv an den Intimbereich. Weiteres konnte die Frau verhindern, indem sie sich losriss und dem Mann eine Ohrfeige verpasste. Als die Frau die Polizei rufen wollte, wurde sie vom Täter und dessen Begleiter daran gehindert.

Ebenfalls am Freitag wurde gegen 23:45 Uhr eine 25 Jahre alte Frau aus Ingolstadt im Bereich vom Marktplatz mehrmals an das Gesäß gefasst. Als Tatverdächtiger konnte ein 20 Jahre alter Flüchtling aus dem Irak mit Wohnsitz in Schorndorf ermittelt werden. Er war zur Tatzeit leicht alkoholisiert. Nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft Stuttgart wurde er nach Abschluss der polizeilichen Ermittlungen wieder auf freien Fuß entlassen.

In der Nacht zum Sonntag wurde kurz nach Mitternacht eine 17 Jahre alte Österreicherin am Bahnhof an das Gesäß gefasst. Der Tatverdacht richtet sich gegen einen von drei afghanischen Flüchtlingen aus Schorndorf im Alter von 17 und zweimal 18 Jahren. Entgegen den ersten Angaben bestätigte sich nicht, dass die junge Frau von den Tatverdächtigen festgehalten wurde. Weiter kam es durch unbekannte Täter zu zwei sexuellen Belästigungen, die nachträglich angezeigt wurden. Am Samstag um 00:30 Uhr wurde eine 42 Jahre alte Frau aus dem Raum Schorndorf auf dem Weg zum Auto in der Schlichtener Straße von einem Unbekannten an die Brust gefasst. In der Nacht zum Sonntag wurde um Mitternacht eine 19 Jahre alte Frau aus dem Raum Schorndorf auf dem Weg vom Marktplatz zum Schlosspark von hinten intensiv durch einen unbekannten begrapscht. Die kriminalpolizeilichen Ermittlungen dauern in allen genannten Fällen noch an.

Ereignisse Schlossgarten in der Nacht zum Sonntag

Im Bereich Schlosspark mit angrenzendem Spielplatz und dem Parkplatz in der Friedensstraße hatten sich in der in der Nacht zum Sonntag bis zu circa 1.000 Jugendliche und junge Erwachsene zum Feiern und teilweise sehr intensiven Alkoholkonsum eingefunden. Diese Örtlichkeit befindet sich an der Peripherie des Festgeländes, weshalb die dortigen Ereignisse keine unmittelbare Auswirkung auf das Fest hatten. Ab 22:00 Uhr kam es zunächst zu mehreren Flaschenwürfen unter den Feiernden und gegen die Fassade des Schorndorfer Schlosses. In einem Fall warf ein 16 Jahre alter Deutscher aus der Menschenmenge eine Flasche und traf den Kopf eines 19 Jahre alten Syrers, der dadurch leichte Verletzungen erlitt und vom Rettungsdienst versorgt werden musste. Als daraufhin mehrere Einsatzkräfte der Polizei eintrafen, mussten diese sich zunächst wieder zurückziehen und Körperschutzausstattung anziehen, um sich vor Verletzungen durch Flaschenwürfe zu schützen. Ferner wurden Unterstützungskräfte angefordert und so die Anzahl der Beamten verdoppelt.

Kurz nach 01:00 Uhr sollte ein 20 Jahre alter Deutscher nach einer Körperverletzung gegen einen anderen der Anwesenden im Bereich des Spielplatzes und der Friedensstraße festgenommen werden. Dieser widersetzte sich massiv seiner Festnahme. Hierbei solidarisierte sich eine größere Gruppe von ungefähr 100 Personen, überwiegend mit Migrationshintergrund mit dem Festzunehmenden und versuchte die Einsatzkräfte körperlich anzugehen. Die Beamten mussten den Einsatz von Pfefferspray und Einsatzstock androhen, um unmittelbar bevorstehende Angriffe zu verhindern. Im weiteren Verlauf kam es hierbei zu massiven Flaschenwürfe gegen die Einsatzkräfte, bei denen mehrere Beamte getroffen, aber Dank der Schutzkleidung nicht verletzt wurden.

Die eingesetzten Beamten berichteten von einem hohen Gewaltpotential dieser etwa 100 Personen umfassenden Gruppe, während die übrigen Personen im Schlosspark weitgehend friedlich waren. Erschwert war der Polizeieinsatz dadurch, dass die Täter in der Anonymität der Masse und in der Dunkelheit leicht untertauchen konnten. Inwiefern im Schlossgarten bei den Auseinandersetzungen bestimmte Gruppierungen eine Rolle spielten, kann nach derzeitigem Ermittlungsstand noch nicht verlässlich bewertet werden. Gemäß mehreren Zeugenaussagen hatte sich eine zahlenmäßig nicht zu beziffernde Gruppe nach der Beteiligung an einer Schlägerei im Schlossgarten auf den Weg zum Bahnhof begeben. Einzelne Personen dieser Gruppe sollen demnach Messer mit sich geführt haben. Hierzu konnten bis heute keine weiteren Erkenntnisse gewonnen werden. Zu den Schüssen, vermutlich aus einer Schreckschusswaffe, die von Zeugen um 01:30 Uhr aus dem Bereich Alter Friedhof gehört wurden, konnten ebenfalls keine weiteren Erkenntnisse erlangt werden. Wie bereits mitgeteilt, wurden 6 Einsatzfahrzeuge, überwiegend vom Polizeipräsidium Einsatz aus Göppingen, durch Schmierereien, Flaschenwürfe und Kratzer beschädigt, sowie Kennzeichen abgerissen und entwendet. Der angerichtete Sachschaden beträgt nach der derzeitigen Bestandsaufnahme circa 2.400 Euro. Eine Auswahl von Bildern über die beschädigten Einsatzfahrzeuge ist angefügt.

Darüber hinaus kam es zu überwiegend wechselseitigen Körperverletzungen zwischen den Festbesuchern im Bereich Busbahnhof und Schlossgarten, bei denen die Beteiligten leichte Verletzungen erlitten und teilweise vom Rettungsdienst versorgt werden mussten.

Fazit der Polizei

Aus Sicht der Polizei ist der Fall Schorndorf nicht mit ähnlichen Vorkommnissen in der jüngeren Vergangenheit in Deutschland vergleichbar. Gleichwohl seien der Polizei in diesem Jahr sexuelle Belästigungen angezeigt worden, was in den vergangenen Jahren in diesem Zusammenhang nicht der Fall gewesen sei. Die Gewalt gegen die eingesetzten Polizeibeamten im Schlossgarten habe eine Qualität erreicht, die zu keinem Zeitpunkt vorhersehbar gewesen sei und die es noch nie in Schorndorf gegeben habe. Polizeibeamte wurden dabei jedoch nicht verletzt. Auch die Sachbeschädigungen an Einsatzfahrzeugen der Polizei hat es in der Vergangenheit in Schorndorf nicht gegeben.

Polizeipräsident Roland Eisele erklärte: "Wir wollen auch in Zukunft Schorndorfer Bürgerinnen und Bürgern unbeschwerte Festtage auf der SchoWo ermöglichen. Hierfür werden wir die Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen der Stadt und des Veranstalters weiter verbessern. Im Übrigen bin ich nicht bereit gewalttätige Übergriffe und andere Straftaten gegen meine Kolleginnen und Kolleginnen zu tolerieren. Wir werden mit aller Entschlossenheit gegen solche Straftäter vorgehen."

Zeugenaufruf

Nach wie vor werden Zeugen gebeten, welche die beschriebenen Vorfälle beobachtet oder Bildmaterial angefertigt haben, sich zu melden. Hinweise nimmt das Polizeirevier Schorndorf, Telefon 07181/204-0 oder per E-Mail: schorndorf.prev@polizei.bwl.de entgegen.

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