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Äthiopien:

Lucys Nachbar heißt Deyrimeda und ist 3,4 Millionen Jahre alt: Neue Australopithecus-Art entdeckt

Stand: 17.07.17 18:54 Uhr

28.05.2015. Forscher um Yohannes Haile-Selassie haben eine neue Vormenschen-Art entdeckt. Die versteinerte Überreste wurden nur 35 Kilometer entfernt von Hadar, dem Fundort der berühmten Australopithecus Afarensis-Dame "Lucy", gefunden. Die Kiefer beider Australopithecus-Arten unterscheiden sich deutlich. Der Name der neuen, 3,4 Millionen Jahre alten Vormenschenart: Australopithecus deyiremeda.

In 35 Kilometer Entfernung vom jetzigen Fundort waren bei Hadar am Fluss Awashschon 1974 vom Paläanthologen Donald Johannson die Überreste der Australopithecus Afarensis - Frau  "Lucy" gefunden worden. Der Fund hatte damals die Forschung zur Geschichte der Menschwerdung revolutioniert. Im Radio war damals das Lied "Lucy in the Sky with diamonds" gelaufen, als das Team die Fossilien entdeckte. So kam der weibliche Australopithecus damals zu seinem Spitznamen"Lucy", unter dem er bis heute bekannt ist.

Beide Fundorte liegen in Nord-Äthiopien, im Afar-Dreieck. Das Gelände ist unwirtlich, hügelig und zerfurcht. An vielen Stellen erodiert die Erde, die aus Sand, Schluff und vulkanischer Asche besteht, und legt dabei viele Fossilien frei. Aufgrund der vielen Vulkanausbrüche sind die Ablagerungen von vielen Asche-Schichten durchzogen. Dadurch ist eine Datierung zeitliche Einordnung der Funde möglich. Neben Hominiden-Fossilien wurden in der Region auch die ältsten bisher gefundenen Steinwerkzeuge entdeckt. Wissenschaftler sehen das Afar-Dreieck als "Hotspot" in der Geschichte der Menschwerdung.

Der neue Fund, versteinerte Kiefer  und Zähne, läßt darauf schließen, dass vor mehr als 3 Millionen Jahren verschiedene ausgestorbene Hominiden-Arten Ostafrika  durchstreiften, schreiben die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift "Nature". Der Begriff Hominiden umfasst Vormenschenarten, die näher mit Menschen als mit Schimpansen verwandt sind. Eine dritte Art, Kenyanthropus platyops, lebte zur selben Zeit im Gebiet des heutigen Kenia. Die Frage, die sich stellt, sei, aus welcher Art sich der Mensch, Homo, entwickelt hat., sagte Johannes Haille-Selassie. Der Paläoanthropologe arbeitet am Cleveland-Museum für Naturgeschichte in Ohio, USA. 

Die Fossilien von Australopithecus Afarensis wurden auf ein Alter zwischen 3 und 3,7 Millionen Jahren datiert. Es ist also möglich, dass sich beide Afarensis-Arten zeitlich überlappt haben.

Das Team von Haile-Selassie hatte im März 2011 am letzten Tag ihrer damaligen Grabungskampagne im trockenen Woranso-Mille-Gebiet  einen Ober- und Unterkiefer gefunden. Aufgrund der Nähe zu Hadar, dem Fundort der Afarensis-Fossilien, erkannte das Forscherteam zunächst nicht die Bedeutung des Fundes. Man glaubte zunächst, einen weiteren Australopithecus Afarensis vor sich zu haben. Trotzdem führte der Fund dazu, dass die Grabungskampagne verlängert wurde.

Nähere Untersuchungen, so schreiben die Forscher in "Nature", hätten dann gezeigt, dass der Unterkiefer kräftiger ("beeefier") und die Zähne  schmaler waren, im Vergleich zu denen der in der Nähe zu hunderten gefundenen Afarensis-Fossilien. Gleichzeitig passten die neuen Funde aber auch nicht zu dem flachgesichtigen Schädel der K.platytops-Fossilien aus Kenia.

"Da wurde uns klar, dass sich das von allen anderen Arten, die wir kannten, unterscheidet". wird Haille-Selassie in dem Nature-Artikel zitiert. Aber die Sache sei noch viel aufregender: Das Team hofft, dass es gelingt. die gefundenen Überreste mit den Fossilien von Füßen in Verbindung bringen zu können, die Haille-Selassie im Jahr 2011 im Grabungsbereich  Woranso-Mille3 gefunden hatte. Die damals gefundenen Überreste gehören zu einem Lebewesen, das Haille-Selassie zufolge mehr Zeit in den Bäumen verbracht hat, wie Lucy. 

Der Name deyiremeda, mit dem die neue Vormenschenart benannt wurde, kommt übrigens aus der Afar-Sprache der Region, und heißt schlicht "verwandt".

 

Original-Publikation:

New human ancestor discovered near fossil of 'Lucy'

 

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