Gorillababy in der Wilhelma | Bildquelle: Wilhelma, Hermann Vollmer

Deutschland:

Zoos benötigen 100 Millionen Euro Soforthilfe - Verband bittet Bundeskanzlerin um Unterstützung

Stand: 04.10.20 18:57 Uhr

In der Corona-Pandemie stellt die vorsorglich angeordnete Schließung der Zoos viele Einrichtungen vor existenzielle Herausforderungen. Nicht nur die individuellen Tiere, sondern auch die Zoos sind in ihrer Existenz bedroht. Der Verband der Zoologischen Gärten wendet sich daher an den Bund und die Länder:

Der Wegfall der Einnahmen durch Eintrittsgelder treffe mehrere Zoos erheblich, Eine Einstellung des Betriebs und der Kosten sei nicht möglich. Die Zoos seien deshalb auf schnelle Unterstützung angewiesen. Mit ihrem Schreiben möchte der Verband der Zoologischen Gärten auf die Dringlichkeit der Lage aufmerksam machen.

Auch die Pressestelle der Wilhelma teilte mit, dass der Stuttgarter Zoo von der aktuellen Situation betroffen ist: im Vorjahr kamen  im Zeitraum der feststehenden Schließung vom 17. März bis Ende der Osterferien allein 270.000 Besucherinnen und Besucher in den Zoologisch-Botanischen Garten.

Damit ginge der finanzielle Ausfall bereits in die Millionen Euro. Setze sich die Schließung bis zum Ende der aktuellen Landesverordnung Mitte Juni fort, würden sich diese Zahlen schätzungsweise verdoppeln. Die Kosten ließen sich hingegen kaum reduzieren, weil die Tiere und Pflanzen weiterhin täglich gehegt und gepflegt werden müssen, um zu überleben.

Zentral bei dem Vorstoß des VdZ sei, dass die Zoos nur im Verbund ihrer Aufgabe des Erhalts bedrohter Tierarten nachkommen könnten. Die Erhaltungszuchtprogramme seien darauf angewiesen, die Tiere zwischen den Zoos weitergeben zu können, um die genetische Vielfalt der Zuchtgruppen zu sichern und Inzucht zu vermeiden. Insofern würde schon der Wegfall weniger Zoos die Arbeit des gesamten Systems beschädigen.

Lesen Sie hier den Brief des VdZ:

Berlin, 31. März 2020.

Der Verband der Zoologischen Gärten wendet sich mit der dringlichen Bitte um ein Soforthilfe-Programm in Höhe von 100 Millionen Euro an Bundeskanzlerin Angela Merkel. Im Schreiben, das heute auch an Finanzminister Olaf Scholz, Wirtschaftsminister Peter Altmaier, die Ministerpräsidenten der Bundesländer sowie den Präsidenten des Deutschen Städtetages Herrn Burkhard Jung geht, macht Jörg Junhold, Präsident des Verbandes und Zoodirektor in Leipzig, auf die wirtschaftlich angespannte Lage für Zoos aufmerksam. „Anders als andere Einrichtungen können wir unseren Betrieb nicht einfach runterfahren – unsere Tiere müssen ja weiterhin gefüttert und gepflegt werden", sagt Junhold zur derzeitigen Situation, in der die Zoos wegen der Corona-Pandemie für Besucher geschlossen wurden. „Momentan arbeiten wir aber ohne Einnahmen bei gleichbleibend hohen Ausgaben." Wie gravierend die Lage ist, lässt sich daran erkennen, dass ein einzelner großer Zoo aktuell einen wöchentlichen Umsatzverlust von etwa einer halben Million Euro zu verkraften hat. Insgesamt 56 deutsche Zoos sind im Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) organisiert.

In den VdZ-Einrichtungen werden insgesamt mehr als 180.000 Wirbeltiere gepflegt und gezüchtet. Viele von ihnen gehören zu bedrohten Arten und sind Bestandteil internationaler Erhaltungszuchtprogramme. „Ein möglicher Verlust dieses wertvollen Tierbestandes wäre ein herber Rückschlag für unseren Kampf um den Erhalt der Biodiversität und käme somit einer Katastrophe gleich", sagt VdZ-Präsident Junhold zur Lage.

Jährlich werden die 56 VdZ-Zoos in Deutschland von mehr als 35 Millionen Menschen besucht. Die meisten Zoos sind dabei Teil ihrer Kommune und je nach Wirtschaftlichkeit zu einem erheblichen Teil von deren Finanzen abhängig. Alle Mitgliedzoos brauchen die Einnahmen durch ihre Gäste, um ihre Aufgaben finanzieren und wirtschaftlich überleben zu können. Die Eigenfinanzierungsquote des laufenden Betriebs beträgt in einigen Betrieben bis zu 100%. Da davon auszugehen ist, dass viele Städte und Gemeinden gerade in strukturschwachen Regionen Deutschlands aufgrund der Corona-Pandemie in finanzielle Schieflage geraten werden, weist der VdZ in seinem dringlichen Brief auf die Notwendigkeit sofortiger Unterstützung durch den Bund in dieser Notlage hin.

Quelle: PM VdZ

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