Dr. Natalia Kanem, Exekutivdirektorin von UNFPA: "Schädliche Praktiken verursachen bei Mädchen ein tiefes und anhaltendes Trauma. Sie werden ihres Rechts beraubt, ihr volles Potenzial auszuschöpfen. Die Corona-Pandemie macht unsere Arbeit schwieriger, aber auch notwendiger, da Mädchen jetzt besonders gefährdet sind. Wir dürfen nicht aufhören, bis die Rechte, Entscheidungen und Körper aller Mädchen voll und ganz ihnen selbst gehören."
Der Weltbevölkerungsbericht 2020 zeigt, dass es möglich ist, Frühverheiratungen und weibliche Genitalverstümmelung innerhalb von zehn Jahren zu beenden. Um dieses Ziel erreichen zu können, fordert der Bericht unter anderem, dass Programme gefördert werden müssen, die Mädchen darin unterstützen, Schulen bis zum Abschluss zu besuchen statt früh verheiratet zu werden. So werden die Chancen von Mädchen erhöht, als Erwachsene ein eigenes Einkommen zu erwirtschaften. Der Bericht zeigt auch, dass die Aufklärung von Männern und Jungen über schädliche Praktiken ein enormes Wirkungspotenzial entfalten kann. Um Frühverheiratungen und weibliche Genitalverstümmelung bis 2030 zu beenden, sind Investitionen in Höhe von 3,4 Milliarden US-Dollar pro Jahr notwendig. 84 Millionen Mädchen könnten so geschützt werden.
Dr. Maria Flachsbarth, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, betont: "Es muss gelingen, Frauen und Mädchen verstärkt Bildung aller Stufen im Schul-, Berufsbildungs- und Hochschulbereich zu ermöglichen, damit sie selbstbestimmt ihr Recht auf gesellschaftliche und wirtschaftliche Teilhabe durchzusetzen können."
Weltweit wurden bereits enorme Fortschritte dabei erzielt, Frühverheiratungen und weibliche Genitalverstümmelung zu beenden. Weil entsprechende Dienste und Programme durch Kontaktbeschränkungen nur begrenzt zugänglich sind, drohen aktuell Rückschritte durch die Corona-Krise.
Renate Bähr, scheidende Geschäftsführerin der DSW, merkt dazu an: "Es ist immens wichtig, dass Deutschland in Zeiten von Corona mehr und nicht weniger Mittel dafür bereitstellt, dass schädliche Praktiken bald der Vergangenheit angehören. Der Weltbevölkerungsbericht zeigt deutlich, dass schädliche Praktiken in Krisen zunehmen. Wir hoffen sehr, dass dieses Thema im Nachtragshaushalt der Bundesregierung berücksichtigt wird."
Jan Kreutzberg, Geschäftsführer der DSW, sagt: "Schädliche Praktiken, wie zum Beispiel weibliche Genitalverstümmelung, Frühverheiratungen oder geschlechtsspezifische Schwangerschaftsabbrüche, sind der Ausdruck davon, dass Mädchen und Frauen nicht frei über ihre Körper und ihr Leben entscheiden können. Es ist unerlässlich, dass insbesondere in den betroffenen Ländern offen über die Auswirkungen von schädlichen Praktiken gesprochen wird und Aufklärung stattfindet. Nur wenn der Mantel des Schweigens durchbrochen wird, können patriarchalische Strukturen aufgebrochen werden. Auch wir Männer müssen den grausamen Menschenrechtsverletzungen die Stirn bieten. Viele Jungen und Männer stellen sich bereits gegen schädliche Praktiken, wenn sie die Folgen kennen. Wir müssen hier weitermachen und den Dialog fördern!"
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