Handwerkskammer RT | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

Handwerkskammer informiert über Entwicklungen im Handwerk

Stand: 19.07.21 16:53 Uhr

Manche Betriebe hatten insbesondere durch den Ende 2020 bis Frühjahr 2021 andauernden Lockdown zu leiden. Doch auch ohne Lockdown gibt es neue Probleme, denen sich manches Handwerk gegenübersieht. Welche konkret das sind, darüber informierten heute der Präsident der Handwerkskammer Reutlingen, Harald Herrmann, und der Hauptgeschäftsführer Dr. Joachim Eisert in einem Pressegespräch.


Dienstleistungsbetriebe hart getroffen im 1. Quartal

Insbesondere Dienstleistungsbetriebe wie Frisöre wurden hart vom Lockdown Ende des Jahres 2020 getroffen. Doch auch im Nahrungsmittelhandwerk gab es Einbrüche – denn ohne Veranstaltungen konnten sie keine Cateringdienste ausführen.

Das zweite Quartal brachte dann wieder Aufschwung in diese Betriebe, erklärt der Präsident der Handwerkskammer Reutlingen, Harald Herrmann, bei einem Pressegespräch. Da seien die Frisöre auch mit den Testungen bereits erprobter gewesen und nach und nach sei auch wieder Routine eingetreten.

Gute Auftragslage - aber Materialknappheit

Im Bauhandwerk und bei den Ausbaubetrieben lief das erste Quartal hingegen gut , dort gebe es volle Auftragsbücher. Doch großes Kopfzerbrechen würden ihnen die Lieferengpässe bei bestimmten Materialien wie Holz bereiten. Dort seien auch die Preise exponentiell angestiegen.

Das bereite manchen Betrieben insofern Schwierigkeiten, weil sie Angebote nicht mehr halten könnten, die sie im Vorfeld eines Bauvorhabens abgegeben hätten. Das führe zu Spannungen innerhalb der Bauherrschaft.

Außerdem seien die Auftragsbücher zwar voll, aber da es an Material fehle, würden manche Betriebe an Kurzarbeit denken. "Das ist so eine paradoxe Situation, die hatte man noch gar nie", so der Präsident der HWK.

Wie andere Medien berichten, sei das Wirtschaftswachstum Chinas und der USA eine Ursache für die Lieferengpässe. Außerdem soll Material wie Holz oft zu hohen Preisen dorthin verkauft werden. Deshalb hat der Hauptgeschäftsführer der HWK, Dr. Joachim Eisert, eine klare Forderung: "Die Politik muss versuchen, insbesondere die Verbände des Groß- und Außenhandels, des Export- und Importhandels und der Rohstoffindustrie, dazu zu bewegen, auch den heimischen Markt zu beliefern. Dass man nicht nur mit Proftstreben versucht, Auslandsmärkte zu bedienen, sondern auch hier unsere mittelständischen Betriebe versorgt. Für die ist es lebenswichtig."

Viele Ausbildungsplätze

Eine erfreuliche Nachricht gibt es aber in Sachen Ausbildung: hier gebe es mehr Ausbildungsplätze als vor der Coronapandemie. Das sei auch darauf zurückzuführen, dass Ausbildungsmessen in den virtuellen Raum verlegt worden seien - das sei gut angekommen bei den jungen Leuten, so Hauptgeschäftsführer Dr. Eisert.

Außerdem habe es ein Plus bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen gegeben: und zwar eine Zunahme von 6,5 % (Stichtag 30.6.).

Mangel an Fachkräften

Fachkräfte würden dennoch in manchen Bereichen fehlen, zum Beispiel im Anlagenbau. Da müsse weiterhin unablässig daran gearbeitet werden, junge Leute für solche Berufe zu gewinnen.

Auch mit der Betriebsnachfolge würde die HWK sich befassen: Erfreulicherweise, so der HWK-Hauptgeschäftsführer, seien 15,6 % der Personen, die einen Vertrag neu abschließen, junge Menschen mit Studienberechtigung. Aber es gebe noch zu wenige Studienabbrecher in diesem Bereich. Da müssen wir auch noch gewinnen, so Eisert.

 

Für den kommenden Herbst und Winter hofft Herrmann, dass die Infektionszahlen nicht allzu drastisch ansteigen. Ein vierter Lockdown wäre für die Betriebe dann doch zu viel, so der Präsident der HWK abschließend.

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