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Sprachkompetenz der Lehrkräfte entscheidend für Rechtschreibung - Neues Testinstrument stellt Fortbildungsbedarf fest

Stand: 19.11.21 13:22 Uhr

Ein erfolgreicher Start beim Schreibenlernen wirkt sich langfristig positiv auf spätere Leistungen aus und Defizite können später nur schwer wieder aufgeholt werden. Deshalb müssen Grundschullehrkräfte gut auf die Vermittlung von Schriftsprachkompetenzen vorbereitet sein. Ein neues Testinstrument ermöglicht es, Fortbildungsbedarf von Grundschullehrern zu erkennen. Lesen Sie hier, um was es geht:

Ein erfolgreicher Start beim Schreibenlernen wirkt sich langfristig positiv auf spätere Leistungen aus und Defizite können später nur schwer wieder aufgeholt werden. Deshalb müssen Grundschullehrkräfte gut auf die Vermittlung von Schriftsprachkompetenzen vorbereitet sein. Dazu gehört, dass sie sich beispielsweise darüber bewusst sind, wie Wörter aufgebaut sind und in welchem Verhältnis Buchstaben und Laute zueinander stehen. Das ist wichtig für Aufgaben zum Schreibenlernen, etwa wenn es darum geht, Wörter zu vergleichen und Ähnlichkeiten zu erkennen. Wissenschaftler der Universitäten Tübingen und Regensburg und eine Wissenschaftlerin der SRH Hochschule für Gesundheit in Stuttgart haben nun ein Testinstrument entwickelt, mit dem auf Basis schriftlich dargestellter Wörter die sogenannte Phonembewusstheit, das ist die Fähigkeit, Einzellaute der Sprache unterscheiden und analysieren zu können, von angehenden Lehrkräften überprüft werden kann. Die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift Diagnostica veröffentlicht.

Die Wörter Äpfel und Ente werden beispielsweise zwar unterschiedlich geschrieben, haben aber die gleichen Anlaute. Um das zu erkennen, müssen Lehrkräfte über eine ausgeprägte Phonembewusstheit verfügen. Im englischsprachigen Raum, vor allem in den USA, wurde dies bereits gründlich erforscht. Die Ergebnisse zeigen, dass eine bedeutende Anzahl von Erstklasslehrkräften nicht ausreichend qualifiziert sind, um geschriebene Wörter in ihre Einzellaute zu zerlegen. Es fehlt ihnen somit an den notwendigen Fähigkeiten, ihren Schülerinnen und Schülern eine fehlerfreie Förderung der Phonembewusstheit anzubieten. Die Leistungen der Kinder sind jedoch besser, wenn die Lehrkraft selbst über eine ausgeprägte Phonembewusstheit verfügt, weil sie dann qualitativ hochwertige Übungen zum Schreibenlernen durchführen kann.

Im deutschsprachigen Raum fehlten bislang Untersuchungen dazu, wie gut angehende oder auch bereits tätige Primarschullehrkräfte im Bereich der Phonembewusstheit qualifiziert sind. „Wir haben erste Hinweise darauf, dass die Ergebnisse ähnlich ausfallen", meint Erstautorin Karin Berendes, mittlerweile Professorin an der SRH Hochschule für Gesundheit in Stuttgart. „Mit unserem Test besteht nun auch für den deutschsprachigen Raum die Möglichkeit, dies systematisch zu überprüfen." Das Testinstrument wurde an 271 Studierenden für das Grundschullehramt in Baden-Württemberg und Bayern erprobt. Es soll zunächst für wissenschaftliche Zwecke zur Verfügung gestellt werden. „Der Einsatz des Tests in der Aus- und Fortbildung kann wichtige Informationen über den Bedarf und die Ausrichtung von Lehrkräftefortbildungen geben", erklärt Berendes.#

Quelle: PM Universität Tübingen

Publikation

Berendes, K.*, Wagner, W.* & Böhme, R. (2021). Phonembewusstheit nach schriftsprachlichem Input - Entwicklung eines Instruments für angehende Primarschullehrkräfte. Diagnostica, 67(3), 149–160. Artikel zum Download: doi.org/10.1026/0012-1924/a000272.

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