Reutlinger Schiedweckentag | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

Die Geschichte des Schiedweckentags

Stand: 16.03.22 13:53 Uhr

Die Reutlinger Mutschel und der damit einhergehende Mutscheltag ist wohl den meisten Bewohnern der Achalmstadt bekannt. Wie sieht es aber mit dem Schiedwecken und dem Schiedweckentag aus? Am Mittwoch nach dem zweiten Fastensonntag, also heute, wird der Schiedweckentag gefeiert. Aber warum? Was genau verbirgt sich hinter dem Schiedwecken und wie wird das Traditionsgebäck hergestellt? Antworten auf diese Fragen, bekommen Sie jetzt.


Wie wird der Schiedwecken hergestellt?

In der Bio-Bäckerei Berger wird das Traditionsgebäck nicht nur am Schiedweckentag verkauft, sondern auch einige Tage davor und danach. Ähnlich wie bei der Reutlinger Mutschel. Der Schiedwecken, den man auch als Fleischpastete bezeichnen könnte, wird auch gerne als größere Version zu Weihnachten oder Silvester bestellt, erzählt uns Hubert Berger. Jede Reutlinger Bäckerei, die Schiedwecken herstellt, hat dabei ihr eigenes Rezept. Eine Gemeinsamkeit gibt es dann aber doch: das Kalbfleisch. In Hubert Bergers Schiedwecken kommt außerdem noch Salz, Muskatnuss, Zitrone, Petersilie und Bechamelsoße. Wichtig ist auch der hauseigene Blätterteig, der in der Bäckerei Berger mit viel Butter hergestellt wird. Die Zutaten werden aus der Region geholt – mit Ausnahme der Zitronen. Das Kalbsgulasch bezieht Berger von der Metzgerei Zeeb. Etwa 70 Gramm Fleisch kommen in einen Schiedwecken. Zum Schiedweckentag verarbeitet Berger etwa 180 Kilo Fleisch. Auch eine vegetarische Variante wird angeboten, doch der klassische Schiedwecken wird nach wie vor am meisten gekauft.

Auf die fertig belegten Blätterteig-Böden kommt am Ende noch ein Deckel. Der Trick sei es, das Fleisch in der Fastenzeit zu verstecken, erklärt Berger. So wie mit der Maultasche. Dann kommen die kleinen Pasteten für 25 Minuten in den Ofen – aufgeteilt in verschieden heiße Zonen.

Alte Tradition

Auch für Professor Roland Wolf vom Geschichtsverein Reutlingen steht der Schiedwecken am Mittwoch nach dem zweiten Fastensonntag fest auf dem Speiseplan.

„Der Reutlinger Schiedweckentag geht auf eine alte Tradition zurück. In der kalten Winterzeit haben sich die Menschen in einer einzelnen Stube versammelt, um zum Beispiel Heizung und Licht zu sparen, hat man sich zusammengesetzt in einer Wohnstube, dabei auch etwas Handarbeiten verrichtet, und man hat auch gefeiert. Und fand seinen Abschluss dann in dem Schiedweckenessen", erklärt Wolf.

Zurückzuverfolgen ist diese Tradition bis in das 15. Jahrhundert, erklärt uns Wolf. Spätestens seit dem 18. Jahrhundert wurde er dann als Schiedwecken gefeiert. Vor 50 Jahren hat der Geschichtsverein diesen Brauchtum aufgenommen, um ihn in einer zeitgemäßen Form weiterzupflegen. So gehöre zum Schiedweckenessen noch mehr dazu, z.B. ein Vortrag zu einem interessanten Thema der Stadt, so Wolf.

Schiedweckenabend in der Stadthalle

Gefeiert wird die Tradition in der Stadthalle Reutlingen – in diesem Jahr wurde der Schiedweckenabend coronabedingt allerdings auf den 8. April verschoben. Etwa 500-700 Personen nehmen in der Regel an so einem Abend teil. Als Rahmenprogramm dient in diesem Jahr das Eingemeindungsbuch „Reutlingen auf dem Weg zur Großstadt." Und natürlich wird ein Highlight an diesem Abend, der gemeinsame Verzehr der saftigen Schiedwecken sein.

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