Naturpark Schönbuch | Bildquelle: RTF.1

Naturpark Schönbuch:

Neues Besucherleitsystem: mehrere 100 km ausgeschilderte Wege zum Wandern, Mountainbiken und mehr

Stand: 04.05.22 16:40 Uhr

Im Jahr 2014 wurde der Naturpark Schönbuch zum Waldgebiet des Jahres gekürt. Das lockte viele Menschen in den Wald. Und nicht nur mehr Spaziergänger und Wanderer waren dort dann unterwegs, sondern auch mehr Fahrradfahrer und Mountainbiker als früher. Immer wieder trafen sie auch aufeinander, was zu Konflikten führen konnte. Ein neues Besucherleitsystem soll hier Abhilfe schaffen: Neue Wegführungen sollen jedem Nutzertypen gerecht werden.


Konflikte im friedlichen Wald

Den Olgahain im Naturpark Schönbuch gibt es bereits seit 1871: König Karl hat diesen Landschaftsgarten für seine Frau Olga angelegt. Er ist ein beliebter Ort für Wanderer und Spaziergänger. Doch Menschen sind hier nicht mehr nur zu Fuß unterwegs, sondern auch vermehrt mit dem Rad oder Mountainbike. Das hat in der Vergangenheit zu Konflikten geführt: es herrschte "ein starker Konflikt zwischen Naturschutz und illegallem Mountainbiken, wo durch illegales Befahren die Natur zerstört wurde, was hier in so einem Waldbiotop natürlich gravierende Auswirkungen hat", erzählt die stellvertretende Naturparkgeschäftsführerin Christine Bengel-Fritz.

Es gibt mehr Mountainbiker im Wald, aber auch mehr Fahrradfahrer als noch vor 15 Jahren: die Nutzergruppen haben sich verändert. Auch die Gruppe der Wanderer ist divers: es gibt Fern- und Tageswanderer, Spaziergänger und Jogger. Die Nutzungsansprüche seien jetzt ebenfalls komplexer, erklärt die Naturparkvorsitzende Dr. Anja Peck: "Die Wanderer möchten Naturerlebnis haben, sie möchten auf kleinen Wegen gehen, sie möchten verschiedene Dinge sehen, Grillplätze sollen angebunden sein."

Neues Besucherleitsystem soll Nutzergruppen gerecht werden

Dem konnte das alte Besucherleitsystem aus dem Jahr 1997 nicht mehr gerecht werden. Im Jahr 2014, als der Schönbuch auch noch Waldgebiet des Jahres wurde und viele Besucher anlockte, war klar: ein neues Besucherleitsystem muss her. Mit vielen Akteuren wurde sieben Jahre lang daran gearbeitet.

Die Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg begleitete das Projekt wissenschaftlich: Professor Wagelaar analysierte und bewertete die Wege. Dabei stellte er fest, dass es sehr viele Überlagerungen mit Nutzern gab, die in unterschiedlichen Geschwindigkeiten unterwegs waren. "Daraus resultieren die allermeisten Konflikte - nicht, weil sie sich nicht mögen, sondern weil Überraschungs- und Schreckeffekte entstehen", erklärt Prof. Rainer Wagelaar. "Das haben wir erstmal erfasst und überlegt, wo sind die Hotspots, wo klemmt's am meisten und wie kann man das lösen?" Die Antwort darauf: Indem man Umgehungen sucht und schafft.

So wie im Olgahain: hier wurde eine Strecke für Mountainbiker angelegt. Solche Lösungen erstrecken sich auf den gesamten Naturpark. Insgesamt wurden 96km Mountainbike-Strecke gelegt. Zuvor gab es null. Außerdem wurde auch die Vielzahl der markierten Wanderwege reduziert, die touristisch nicht immer sehr wertvoll gewesen seien. Nun gibt es weniger ausgeschilderte Wanderwege, dafür sei der Wert höher.

So soll in Zukunft jede Nutzergruppe den Wald konfliktfrei und auf ihre Bedürfnisse angepasst durchstreifen können. Gefördert wurde das Projekt mit insgesamt 360.000 Euro von Landkreisen und Kommunen, dem Förderverein Naturpark Schönbuch und Mitteln aus den Naturparken.

WERBUNG:



Seitenanzeige: