Huhn auf Arm | Bildquelle: RTF.1

Region Neckar-Alb:

Zweite Chance für Hennen aus Legebatterien

Stand: 31.07.22 16:35 Uhr

Wenn Sie morgens ihr Frühstücksei genießen, denken Sie dann manchmal an die Henne, die es gelegt hat? Der Verein „Rettet das Huhn“ will Hennen aus Legebatterien nach ihrer Ausbeutung die Chance auf ein artgerechtes Leben ermöglichen. Denn, egal ob Boden- oder Biohaltung, wenn die Legeleistung von Hennen in der Massentierhaltung nach etwa einem Jahr nachlässt, werden sie durch Junghennen ausgetauscht. Die ausgezehrten Hennen treten dann in der Regel ihre letzte Reise an - und zwar auf die Schlachtbank. Außer sie werden vom Verein „Rette das Huhn“ abgeholt, denn dann geht es für die Hennen in die heimischen Gärten von tierlieben Menschen.


Über 110.000 Hennen hat der Verein „Rettet das Huhn" seit seiner Gründung 2015 bereits gerettet. Die meisten Hennen haben nicht so viel Glück. Allein in Deutschland werden jährlich etwa 50 Millionen ausgediente Legehennen getötet. Heute sind es 578 Hennen, die das Team Alb des Vereins gerettet hat. Nach einer Station in Biberach, werden die Hennen jetzt auf einem Parkplatz in Mössingen von ihren neuen tierlieben Besitzern abgeholt.

Zum Beispiel von Hans-Jörg Welz. Er rettet bereits zum 8. Mal Hennen vom Verein: "Wir haben bislang Hennen aus der Bodenhaltung übernommen. Die sind teilweise in einem sehr schlechtem Zustand, weil Bodenhaltung wirkt immer sehr human, aber das stimmt leider gar nicht, denn die Hennen werden auf Gitterböden auf mehreren Etagen gehalten. Dann gibt es natürlich die richtig gute Biohaltung, da sind die Hennen eigentlich in einem recht guten Zustand, ansonsten brauchen sie schon ein bisschen Pflege."

Die Hennen aus dieser Fuhre sind in recht guter Verfassung. Auch Hühnerretterin Heike Heim freut sich über ihre drei neuen, scheinbar ziemlich robusten, Hennen: "Ich finde die wunderschön, die sind super. Die sind einfach nicht so ängstlich, die sind ruhig und gelassen. Die fressen und trinken schon und man sieht schon ein bisschen, wer da der Boss ist."

Hennen aus der Bodenhaltung hingegen kommen oft verstört und fast nackt an, ihr Zustand kaum zu ertragen. Um solchen federlosen Hennen sowohl im Sommer als auch im Winter zusätzlichen Schutz zu bieten, nähen einige Menschen sogar kleine Pullis für die Hühner.

"Meine Frau ist recht firm an der Nähmaschine, sie hat sich dieses Schnittmuster aus dem Internet runtergeladen, das kann jeder machen. Und seitdem sind wir eigentlich Produzenten für Hühnerpullis", erzählt Welz.

Svenja Will vom Verein „Rettet das Huhn" erzählt, dass sich die Hennen meist in kürzester Zeit erholen und ihr neues artgerechtes Leben dann in vollen Zügen genießen: "Das Huhn ist ja ein Lebewesen und hat seinen eigenen Charakter und in dieser Masse gehen die halt einfach unter. Am liebsten hätte ich es, dass jeder sein eigenes Huhn im Garten hält. Und jedes Huhn seine Rente einreichen darf und nicht geschlachtet wird."

Jeder, der Hennen vom Verein übernimmt, muss einen geeigneten Platz vorweisen und einen Vertrag unterschreiben.

Für die drei braunen Hennen von Heike Heim geht es jetzt in ein neues Leben. Im Stall zuhause warten schon die neuen Kollegen. Doch können Hühner einfach so miteinander vergesellschaftet werden?

Heike Heim hat sich einen Plan überlegt: "Also die bleiben jetzt erst mal in der Box, da ist der Mist vom alten Stall drin, damit sie möglichst viel Geruch von den anderen annehmen können und nicht so fremd für die sind. Und ich werde die dann bis heute Nachmittag oder heute Abend bis es dunkel wird in der Garage lassen, wo es schön kühl ist, dann nehmen sie den Stallgeruch an. Wenn die anderen schlafen gehen, packe ich die drei dazu, dann gibt es kurz eine Diskussion und dann werden die aber schlafen, weil es dunkel ist. Morgen früh, wenn es hell wird, mache ich das Freigehege auf, weil dann können die gleich raus."

Ob dieser Plan funktioniert hat und wie es den drei Hennen jetzt in ihrem neuen Zuhause geht, sehen Sie nächsten Dienstag in unserem Format Tiertreff. Mehr Informationen zu „Rettet das Huhn" bekommen Sie auf der Vereins-Homepage.

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