Rathaus TÜ | Bildquelle: RTF.1

Oberbürgermeisterwahl Tübingen:

Wer wird das neue Stadtoberhaupt?

Stand: 23.10.22 13:34 Uhr

Viele Blicke richten sich an diesem Sonntag auf die Universitätsstadt Tübingen: bei der heutigen Oberbürgermeister-Wahl stellt sich vor allem die eine große Frage: Bleibt der amtierende OB Boris Palmer im Amt oder gibt es nach 16 Jahren einen Wechsel? Härteste Konkurrenz für das amtierende Stadtoberhaupt sind die Grünen-Kandidatin Ulrike Baumgärtner und die Kandidatin der SPD Sofie Geisel. In einer kurzen Zusammenfassung stellen wir Ihnen die insgesamt sechs OB-Kandidaten noch einmal vor. Später am Abend berichten wir dann über den Ausgang des ersten Wahlgangs.


16 Jahre lang lenkte er die Geschicke Tübingens: Boris Palmer. Bekannt ist der 50-jährige Oberbürgermeister aber nicht nur in der Region Neckar-Alb oder in Baden-Württemberg, das Tübinger Stadtoberhaupt sorgt regelmäßig für bundesweite Schlagzeilen. Oft heben die seinen innovativen Pragmatismus hervor, so diente beispielsweise das Tübinger Modell während der Corona-Pandemie als bundesweites Vorbild.

Palmer tritt erstmals als unabhängiger Kandidat an

Immer wieder fällt er aber auch durch kontroverse Aussagen auf, die ihm letztlich sogar einen drohenden Parteiausschluss der Grünen einbrachten. Seine Mitgliedschaft ruht nun bis Ende 2023, zu dieser Wahl tritt er erstmals als unabhängiger Kandidat an. Er selbst wisse, dass er manchmal impulsive Dinge sage, die er später mitunter bereue.

„Aber ich stehe zu dem, was ich inhaltlich mache und sage. Und ehrlicherweise fehlt mir das ein bisschen in der Politik und in der Gesellschaft, dass einfach zu viel drum herum geredet wird und man nicht sagt, um was es geht. Und das will ich mir dann auch nicht aufzwingen lassen", so Palmer bei einem Redaktionsbesuch.

Ulrike Baumgärtner will eine neue Diskussionskultur in Tübingen

Anstelle von Palmer geht für die Grünen jetzt Ulrike Baumgärtner ins Rennen. Die 43-Jährige ist Ortsvorsteherin von Weilheim, will künftig aber die Zukunft der ganzen Stadt gestalten. Den Herausforderungen der aktuell krisengeprägten Zeit ist sich Baumgärtner bewusst. Und sie hat auch schon Ideen, wie Tübingen diesen schwierigen Zeiten entgegnen kann.

„Ich habe in vielen Gesprächen mit den Unternehmen in Tübingen immer wieder herausgehört, wir stehen für intelligente Lösungen. Das ist unsere Wirtschaftsstärke. Und darauf setze ich. Wir brauchen jetzt neue Ansätze, neue Lösungen, in der Nutzung von Abwärme, in Logistik-Systemen, in auch Speicherkapazitäten in Quartieren beispielsweise. Für den Strom, den wir auf den Photovoltaikanlagen produzieren. Da ist Tübingen eigentlich genau die Stadt, die den Schritt wieder nach vorne bringen kann und das möchte ich ermöglichen", erklärte Baumgärtner in einem Interview mit RTF.1.

In ihrem Wahlkampf setzt sie auf eine neue Diskussionskultur in Tübingen – ein Plakat mit der Aufrschrift „Weniger Rambo, mehr Wir" soll das verdeutlichen.

Sofie Geisel will den sozialen Zusammenhalt stärken

Die Kandidatin der SPD ist Sofie Geisel. Die 50-Jährige will vor allem den sozialen Zusammenhalt in der Stadt stärken. Als Geschäftsführerin beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag zeigt sie sich wirtschaftsfreundlich, will sich aber auch ganz besonders für bezahlbaren Wohnraum in Tübingen einsetzen. In ihrem Wahlkampf stellte sie durchaus einen Wunsch nach Veränderung fest.

„Also ich nehme vor allem eine gewisse Gespaltenheit der Stadt wahr. Es gibt sehr dezidierte Palmer-Befürworter, die schlagen bei mir jetzt nicht so auf. Aber es gibt auch viele Leute, die sehr deutlich zum Ausdruck bringen, dass die 16 Jahre, die der OB, der jetzt gerade im Amt ist, dass das auch wirklich reicht und sie sich einen Wechsel wünschen", so Geisel bei einem Redaktionsbesuch.

Wahlinitiative setzt sich für einen Wechsel an der Rathausspitze ein

Für einen Wechsel an der Tübinger Rathausspitze sprach sich auch die Wahlinitiative „Für Tübingen. Für alle." aus. Palmer selbst kritisierte die Behauptungen der Initiative, dass man erst über die Stadtpolitik diskutieren könne, wenn er abgewählt sei. So hätte er sich gerne auf den Wahlpodien über solche Inhalte mit der Initiative auseinandergesetzt, es sei aber nichts gekommen, so Palmer auf Facebook.

Die weiteren Kandidaten

Ins historische Tübinger Rathaus wollen aber noch weitere Kandidaten gerne einziehen: Darunter Markus Vogt von der PARTEI. Bei einer Kandidaten-Vorstellung präsentierte er sich als „verbotene Frucht, die es sich zu kosten" lohne „unter all den Äpfeln und Pflaumen auf dem Wahlzettel, die nicht weit vom Stamm gefallen" seien. Zu seinem Verkehrs- und Klimakonzept gehören vor allem Seilbahnen.

Ein weiterer Bewerber ist Elektro-Ingenieur Sandro Vidotto. Er sprach sich vor allem gegen Diskriminierung und für soziale Gerechtigkeit aus. Palmer sei ein Populist, der das rechte Spektrum bediene und seiner Meinung nach ein Rassist, so Vidotto.

Bademeister Frank Walz will ebenfalls ins Rathaus einziehen. Er präsentiert sich als Gegner der Stadtbahn und spricht sich außerdem für neue Orte der kulturellen Betätigung aus. Das Wohnraum-Problem wolle er durch kommunalen Wohnungsbau lösen. Tübingen wolle er neu gestalten, unter anderem durch einen Fahrrad-Highway.

Zwischen all diesen Kandidaten und Kandidatinnen haben die Tübinger heute Abend also die Wahl.

Zweiter Wahlgang wäre am 13. November

Boris Palmer kündigte bereits an, dass er, sollte er im ersten Wahlgang keine Mehrheit auf sich vereinen, zum zweiten Wahlgang am 13. November nicht erneut antreten werde. Außerdem wolle er sich dann aus der Politik zurückziehen.

Es wird also ein spannender Abend. Natürlich sind wir für Sie vor Ort und berichten über den Ausgang des Wahlabends in Tübingen. Schalten Sie also gerne auch zu späterer Stunde noch einmal ein.

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