Tradition mit Alleinstellungsmerkmal
Der Gemeinderat Reutlingen hat sich am Donnerstagabend im Café Sommer getroffen, um dieser liebgewonnen und auch alten Tradition nachzugehen.
„Der Mutscheltag ist ja ein Alleinstellungsmerkmal, viele Jahrhunderte alt in Reutlingen und ich finde das ist prägend. Das hat was mit Stadtkultur zu tun und positive Traditionen muss man pflegen. Und deswegen ist es auch wichtig, das es der Gemeinderat ist, der hier sitzt und diese Tradition pflegt", erklärt Oberbürgermeister Thomas Keck.
Mutschel & Schiedwecken
Nach zwei Jahren coronabedingter Pause war das nun auch endlich wieder möglich. Damit das Spielen aber auch Spaß macht und man nicht hungrig auf die Mutschel starrt, wird traditionell auch echt schwäbisches Essen gegessen: etwa einen schwäbischen Wurstsalat, Schnitzel und Spätzle oder – ein anderes Reutlinger Eigenprodukt: der Schiedwecken. Auch SPD-Fraktionsvorsitzender Helmut Treutlein hat sich einen solchen Schiedwecken bestellt.
„Ja, ich meine das ist eine wunderbare Speise, die es nur in Reutlingen gibt. Und der Schiedweckentag ist nicht weit und da will ich diese Gelegenheit nutzen, das heute schon mal ein bisschen zu probieren", so Treutlein.
Das Café Sommer bietet den Schiedwecken, eine mit Kalbfleisch gefüllte Pastete, das ganze Jahr über an. Auch Verwaltungsbürgermeister Robert Hahn will nicht bis zum Schiedweckentag am 8. März warten und lässt es sich schmecken. Platz für eine Mutschel habe er trotzdem noch, erklärt er. „Ein gesunder Mann ohne Hunger ist halb krank. Also das heißt: das geht schon", so Hahn.
Die Würfel fallen
Und so langsam fallen die ersten Würfel. Spiele gibt es zu Hauf – und viele davon tragen seltsame Namen. Hier wird gerade „Kleine Hausnummer" gespielt. Stadträtin Regine Vohrer ist an der Reihe. Es läuft „Mezzo, Mezzo", so Vorher. Also weder richtig gut, noch richtig schlecht, ergänzt sie.
CDU-Kollege Frank Glaunsinger ist dran – er muss für die „Große Hausnummer" möglichst hohe Zahlen erwürfeln. „Ich bin noch nicht zufrieden. Jetzt schauen wir mal was die anderen zwei Würfe geben." Und er hat Glück und würfelt zu seinen zwei Fünfen noch eine Sechs. Auch wenn FDP-Kollege Hagen Kluck stichelt, um Politik geht es an diesem Abend nicht. Unbeschwert Zusammensein bei leckerem Essen und einem Gläschen Wein, mit der Mutschel als Highlight.
„Also das bedeutet, dass man an eine ganz wunderbare Tradition in Reultingen immer wieder erinnert und das an die Generation weitergibt. Und vor allem das ein Gebäck im Mittelpunkt steht, was Reutlinger Ursprungs ist. Was sehr lecker ist und was er vor allem nicht die Ganze Zeit gibt", erklärt Kulturamtsleiterin Anke Bächtiger.
Tradition an die Jugend weitergeben
Auch Grünen-Fraktionsvorsitzende Gabriele Janz hofft, dass diese Tradition weiter bestehen bleibt. „Das ist ja immer so ein bisschen das Kunststück, so Traditionsdinge in die Gegenwart zu übertragen. Die Jungen haben andere Treffarten und ich glaube, das ist für die nicht so interessant, um eine Mutschel zu würfeln. Von daher ist das schon immer so eine Gefahr", so Janz.
Zum ersten Mal mit dabei ist Jugendgemeinderat Matthias Knecht. Er findet, dass das Mutscheln auch bei der jüngeren Generation noch präsent sei, anders als beispielsweise der Schiedweckentag.
„Also ich finde es gut, so wie es hier ist. Es gibt ja hier im Café Sommer die Gelegenheit für viele Leute, zu Mutscheln. Und diese Gelegenheit sollte es öfter geben, auch für andere Sachen", meint Knecht. So sollte zum Beispiel der Schiedwecken gerne in mehr Lokalen angeboten werden.
Dass das Mutscheln großen Spaß macht – das merken wir im kompletten Café Sommer. Wir machen Feierabend – und lassen den Gemeinderat Reutlingen ihren geselligen Mutschelabend noch ganz in Ruhe genießen.
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