Turbulent begann der Donnerstag-Abend für Cem Özdemir in Bad Urach. Denn vor der Festhalle erwarteten den Bundeslandwirtschaftsminister erst einmal einige Landwirte aus der Region.
Nach einer spontanen Diskussion vor der Halle ging es für Özdemir dann schließlich nach drinnen. Und im Rahmen des Festakts zur Verleihung der Ehrenbürgerwürde – dem eigentlichen Anlass des Abends – gab es dafür prompt Lob vom frisch wiedergewählten Bad Uracher Bürgermeister Elmar Rebmann. Die Fähigkeit, auf Menschen zu zu gehen, habe Özdemir laut Rebmann schon immer ausgezeichnet.
Der Hauptakteur des Abends zeigte sich vor allem dankbar, die höchstmögliche städtische Auszeichnung in seiner Heimatstadt zu erhalten.
"Es ist natürlich eine große Ehre, als Kind der Stadt hier Ehrenbürger zu werden. Ich bin vor Reden immer ein bisschen nervös, aber vor dieser Rede war ich ganz besonders nervös. Denn hier sitzen eine Menge Leute, die dazu beigetragen haben dass ich der werden konnte, der ich bin und die daran einen großen Anteil haben, weil sie mir immer wieder eine Chance gegeben haben und mir geholfen haben" sagte Özdemir.
Neben der Erinnerung an seine Eltern bedankte sich Özdemir vor allem bei seiner früheren Nachhilfelehrerin Irmgard Naumann, die am Donnerstag auch die Laudatio für den Bundeslandwirtschaftsminister hielt und die Özdemir vor allem als fleißigen und ehrgeizigen Schüler in Erinnerung hat. Özdemir betonte, dass ihm viele Menschen in Bad Urach auf seinem Weg eine große Hilfe gewesen seien.
"Heute Abend wurde ganz oft ein Zitat bemüht, es kam fast in allen Reden vor: Man braucht ein ganzes Dorf, in dem Fall eine Kleinstadt, um ein Kind zu erziehen. Und so war es ein bisschen in meinem Fall. Das was meine Eltern aufgrund von Sprachdefiziten und aufgrund dessen dass beide berufstätig sein mussten vielleicht nicht so leisten konnten wie sie es gerne getan hätten, haben andere ergänzt und alle haben dazu beigetragen" so Özdemir.
Und dann ging für Özdemir noch ein Wunsch in Erfüllung. Schon lange habe er einmal die Trommel des Bad Uracher Fanfarenzugs spielen wollen. Etwas, dass ihm nicht vorenthalten bleiben sollte.
"Ich hoffe, es passte einigermaßen zum Rhythmus. Bevor aber die ersten schon denken, dass ich jetzt den Beruf wechsle: Ehre, wem Ehre gebührt, das soll schon der Fanfarenzug machen, die machen das deutlich besser. Ich bleibe bei meinem Beruf und sie machen ihren" sagte Özdemir.
Einige Vorzüge, die die Ehrenbürgerwürde mit sich bringt, kann er aber in Zukunft trotzdem genießen. Auch wenn er von einigen – wie zum Beispiel dem freien Eintritt ins Museum – gar nichts wusste.
"Das wusste ich gar nicht" gestand Özdemir. "Aber deshalb werde ich ja auch nicht Ehrenbürger, ich bin auch so oft in Urach und habe hier einfach viele Freundschaften. Nicht zuletzt sind auch meine Eltern hier beerdigt. Ich habe hier die schönsten Jahre meines Lebens verbracht und bin hier immer sehr gerne mit meinen Kindern und meinen Freunden" so der Uracher weiter.
Und in Zukunft schafft es Özdemir vielleicht sogar öfter in seine Heimat, denn 2026 geht es für ihn auch beruflich wieder nach Baden-Württemberg, wenn er bei der Landtagswahl als Spitzenkandidat für die Grünen antritt.
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