Mit seinem Buch will Ludewig 25 Jahre nach der Wiedervereinigung die Zeit der dramatischen Umbrüche in den Jahren 1990 bis 1996 noch einmal in Erinnerung rufen. Lebendig und gut lesbar geschrieben schildert er die Herausforderungen, mit denen die Politik damals konfrontiert war. Er war als Zuarbeiter von Bundeskanzler Hermut Kohl an wichtigen Entscheidungen beteiligt, was er auch deutlich macht. Ludewig beschreibt den Eingungsprozess aus der Sicht seiner damaligen Rolle. Dabei schreibt er treffend, dass die Härten, die nach der teilweisen Anfangseuphorie über die ostdeutsche Bevölkerung hereinbrachen, für den Westteil des Landes weder vorstellbar noch zumutbar gewesen wären.
Ludewig beschreibt viele der damaligen Prozesse relativ detailliert. Maches lief in der von ihm betrachteten Zeit auch völlig in die falsche Richtung. Darauf geht der Autor aber bis auf wenige Ausnahmen nicht ein. Auch die Einschätzung über Kanzler Kohl ist wenig kritisch, sondern zeugt von großer Ehrerbietung. Generell ist Ludewigs Einschätzung der Dinge sowohl interessant als auch informativ, weil sie dem Leser verständlich machen, wie entscheidende Menschen damals gedacht haben oder es heute darstellen.
Johannes Ludewig wurde 1945 in Hamburg geboren. Er studierte Betriebswirtschaft und Politische Wissenschaften in seiner Heimatstadt, in Stanford und Paris. Nach ersten Berufsjahren im Bundeswirtschaftsministerium wechselte er 1983 ins Bundeskanzleramt, wo er zunächst für wirtschaftspolitische Fragen und ab 1990 auch für die Währungs-und Wirtschaftsunion sowie die Gesamtorganisation des Aufbaus Ost verantwortlich war. 1997 übernahm er nach kurzer Tätigkeit als Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium den Vorstandsvorsitz der Deutschen Bahn, später die Leitung der Europäischen Eisenbahnen in Brüssel. Seit 2006 ist er Vorsitzender des Nationalen Normenkontrollrats im Bundeskanzleramt.