Immer wieder erreichen RTF.1 Fragen oder Anmerkungen zu Corona-Themen: Im direkten Gespräch, oder via Social-Media. RTF.1-Programmchef Stefan Klarner antwortet Ihnen hier zu ausgewählten Themen und Fragen. Bei Bedarf wird dieser Artikel aktualisiert und um weitere Fragen und Antworten ergänzt.
Frage: Die meisten Ungeimpften sterben doch gar nicht. Ist die Berichterstattung um das Risiko für Ungeimpfte also übertrieben?
Fußgängerampel grün
Stefan Klarner: "Bei der Corona-Impfung ist es ein bisschen so, wie bei der Frage, an einer vielbefahrenen Straße bei Rot oder bei Grün über die Fußgänger-Ampel zu gehen: Die meisten Leute, die bei "Rot" über eine Fußgängerampel gehen, werden nicht totgefahren. Aber: Das Risiko, dass man schwer verletzt oder totgefahren wird, ist aber eben sehr viel höher, wenn Sie bei "Rot" über die Fußgängerampel gehen.Nicht umsonst schärfen wir unseren Kindern ein: Geht nur bei bei "Grün" über die Fußgängerampel - das Risiko, dass etwas passiert, ist bei "Grün" einfach vielfach geringer! Es ist auch ein Risiko da, aber eben ein vielfach geringeres.
Genau so ist es mit der Corona-Impfung: Das Risiko, dass etwas passiert, daher schwerer Verlauf oder Tod, ist bei Geimpften eben vielfach geringer, und bei Ungeimpften nachweislich vielfach höher - deshalb kann ich persönlich nur allen Bürgern ans Herz legen: Lassen Sie sich impfen!
Und: Schicken Sie Ihre Kinder deswegen über die "Rote Fußgängerampel", weil selten auch mal jemand überfahren wird, der über die "Grüne Fußgängerampel" gegangen ist? Nein! Das machen Sie natürlich nicht: Denn das Überqueren der Straße bei "Grüner Fußgängerampel" ist unterm Strich trotzdem sehr viel sicherer!
Frage: Ich höre immer wieder, auf den Intensivstationen liegen hauptsächlich geimpfte Corona-Patienten. Stimmt das?
Beatmung - Symbolbild
Stefan Klarner: Laut den Informationen, die aus verschiedenen Quellen vorliegen, beispielsweise aus Baden-Württemberg und Bayern vorliegen, stimmt das nicht:
Minister Lucha sagte vor wenigen Tagen [Ende November 2021] auf einer Pressekonferenz, dass eine Stichprobe in Form einer Nachfrage bei den großen Kliniken in Baden-Württemberg ergeben hat: Es liegen fast ausnahmslos ungeimpfte Corona-Patienten auf den Intensivstationen. Lucha wusste nur von einer geimpften Person zu berichten.
Bayerns Ministerpräsident Söder hat auf einer Pressekonferenz für Bayern berichtet, dass 90% der Corona-Intensivstationpatienten ungeimpft sind.
Das Robert Koch Institut spricht von bundesweit 30% Über-60-Jährigen, die geimpft auf der Intensivstation liegen.
Die Stadt Tübingen und das UKT Tübingen sprechen in einem gemeinsamen Schreiben von deutschlandweit 36% Geimpften Über-60-Jährige auf den Intensivstationen:
Die vorliegenden Zahlen variieren derzeit also; eines ist allen Zahlen allerdings gemeinsam: Die überwiegende Großteil der Intensivstation-Patienten ist ungeimpft.
Wenn man dann weiß, dass - so sind die Zahlen seit 2020 - jeder zweite Corona-Patient verstirbt, sobald er erst einmal an die Intensiv-Beatmung angeschlossen werden muss, dann ist klar: Das Risiko für Ungeimpfte, schwer zu erkranken, oder zu sterben, ist um ein Vielfaches höher, als für Geimpfte!
Es ist zwar schon richtig, dass auch die meisten Ungeimpften nicht an Corona sterben werden. Keine Frage. Aber: Von den Kindern, die bei rot über die Fußgängerampel gehen, überleben es auch die meisten! Nur: Das Risiko, dass etwas Schlimmes passiert, ist eben sehr viel größer!
Frage: Mal ganz konkret: Wie hoch ist das Todesrisiko für meine über 80-jährige Oma? Sie ist noch ungeimpft! Und wie wäre es nach einer Impfung?
Medizin Krankenhaus Patient
Stefan Klarner: Dazu gibt es ganz klare Zahlen und Fakten: Ungeimpfte über-80-jährige, die an Corona erkranken, werden mit einer Wahrscheinlichkeit von 15% sterben. Geimpfte über-80-jährige, die an Corona erkranken, werden mit einer Wahrscheinlichkeit von 1,5% sterben.Für Ihre Oma würde das Todesrisiko nach einer Impfung im Falle einer Corona-Erkrankung also um 90% sinken! Ich kann Ihnen, das ist meine persönliche Schlussfolgerung, - statistisch gesehen - deshalb nur raten: Ermutigen Sie Ihre Oma zu einer Impfung!
Diese Zahlen haben übrigens Professor Michael Bamberg, Klinikdirektor des Universitätsklinikums Tübingen, die Pandemiebeauftragte der Stadt Tübingen, Dr. Lisa Federle, und Tübingens OB Boris Palmer Ende November 2021 gemeinsam veröffentlicht.
In ihrem Brief der drei an die älteren Mitbürger heißt es: "Eine Corona-Infektion endet für einen Ungeimpften über 80 Jahren in 15% der Fälle mit dem Tod. Gegen diese Gefahr eines einzigen Kontakts mit infizierten Freunden oder Verwandten können Sie sich durch die Impfung mit einer Wirkung von 90% schützen. Ihr Todesrisiko sinkt also auf 1,5%. Und leider ist diese Bedrohung jetzt sehr nahe: Unter den Ungeimpften ist derzeit einer von 100 infiziert. Sie müssen leider davon ausgehen, dass Sie in diesem Winter angesteckt werden. Unsere erste Bitte lautet daher: Schützen Sie sich selbst. Lassen Sie sich jetzt impfen."
Die Zahlen aus diesem Brief sind Fakten. Auf dieser Grundlage muss nun jeder seine ganz persönliche, eigene Risiko-Entscheidung treffen. Klar, die Bereitschaft, eine höheres Risiko auf sich zu nehmen oder nicht auf sich zu nehmen, ist bei den Menschen ganz unterschiedlich ausgeprägt: Ein Wing-Suit-Flieger beispielsweise nimmt für sich ein wesentlich höheres Risiko in Kauf, als ein Wanderer. Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Für mich persönlich ist aber ganz klar: Ein 15%-Sterberisiko für einen nahen Angehörigen wäre mir viel zu hoch! Vor allem, wenn man dieses mit einer Impfung auf 1,5% senken kann!
Frage: Ich möchte mich nicht impfen lassen, weil ich gehört habe, dass die mRNA-Impfstoffe, (z.B. BioNtech, Moderna, Curevac) die Zellen abgetriebener Föten enthalten. Das schreckt mich ab. Stimmt das?
Impfung
Stefan Klarner: Das ist ein komplettes Märchen: Im Gegensatz zu sogenannten "Tot-Impfstoffen" wird der mRNA-Impfstoff, mit dem Sie geimpft werden, ja gerade komplett künstlich hergestellt: Er wird aus keinen Zellen gewonnen (weder menschliche noch tierische); er enthält auch keinerlei menschlichen oder tierischen Zellen; und Ihre Impfstoffdosis ist auch niemals mit menschlichen oder tierischen Zellen in Berührung gekommen. Lassen Sie sich also nicht ins Boxhorn jagen, solche Erzählungen sind kompletter Unsinn.Die komplett unsinnigen Gerüchte, dass mRNA-Impfstoffe Zellen abgetriebener Föten enthalten, oder aus diesen hergestellt sind, gehen wohl auf den folgenden Ursprung zurück: In den 1960er Jahren wurden zwei Zell-Linien aus zwei damals abgetriebenen Föten entnommen. Diese werden seither gezüchtet und für verschiedene Zwecke vorgehalten und verwendet; bspw. für medizinische Testzwecke.
Aus diesem "historischen Kern" hat sich dann offenbar das völlig falsche Gerücht entwickelt, dass für die Herstellung von mRNA-Impfstoffen menschliche Zellen verwendet werden. Noch einmal: Dieses Gerücht entbehrt jeder Grundlage: mRNA-Impfstoffe wie die von BioNtech/Pfizer, Modera, CureVac benötigen eben gerade KEINERLEI menschliche oder tierische Zellen zur Herstellung! Sie sind vollständig künstlich hergestellt!
Frage: Wann braucht man dann überhaupt lebende Zellen zur Herstellung von Impfstoffen?
Labor - Symbolbild
Stefan Klarner: Die braucht man dann, wenn man sogenannte Totimpfstoffe herstellt: Denn diese werden nicht künstlich hergestellt, sondern die Viren müssen zunächst in einem Nährmedium gezüchtet werden.
So werden beispielsweise die Grippe-Impfstoffe - die bislang Totimpfstoffe sind - unter Verwendung von Hühnereiern hergestellt: Zunächst wird das Hühner-Ei mit Viren geimpft. Dann vermehren sich die Viren im Ei, und schließlich werden die Viren entnommen, abgetötet oder abgeschwächt und zu Impfstoff verarbeitet.
Das ist auch der Grund, warum die Produktion von Tot-Impfstoffe so lange - nämlich sehr viel länger - braucht; nämlich ein gutes halbes Jahr.
Demgegenüber sind künstliche mRNA-Impfstoffe in wenigen Wochen "designt" und können binnen zwei, drei Monaten in großen Mengen produziert werden. Das ist die eigentliche Revolution bei den mRNA-Impfstoffen!
Frage: Ich habe große Angst, dass durch die mRNA-Impfstoffe meine Gene verändert werden. Ist da was dran?
Coronavirus
Stefan Klarner: Nein: Das geht schon deshalb nicht, weil die mRNA-Impfstoffe gar keine richtigen Gene, also gar keine DNA, enthalten. Was die mRNA-Impfstoffe enthalten, sind stattdessen "Arbeitsanweisungen" an Ihre Körperzellen, also eine Art "Auftragszettel" , bestimmte Teile des Corona-Virus künstlich herzustellen. Ihre Zellen stellen dann entsprechend der Arbeitsanweisung künstliche Stacheln oder Stachelspitzen des Corona-Virus her, sogenannte "Spikes":An diesen künstlichen Corona-Stacheln trainiert das menschliche Immunsystem, und bildet Abwehrzellen und sogenannte Erinnerungszellen. Wenn dann die richtigen Corona-Viren kommen, werden diese vom Immunsystem sofort erkannt und bekämpft. Das ist der entscheidende Vorteil der Impfung: Das menschliche Immunsystem ist schon auf den Kampf gegen Corona geübt und vorbereitet!
Im Übrigen ist sind es gerade die Viren, die sich - mit ihrer DNA - in den befallenen Zellen entwickeln und vervielfältigen. Nach Ihrer Denklogik müssten Sie also viel mehr Angst davor haben, dass Sie eine Corona-Infektion bekommen: Denn dann befinden sich tatsächlich jede Menge Corona-Viren nebst deren DNA in Ihren Zellen!
Ich habe gehört, dass der mRNA-Impfstoff in kleine Fettkügelchen verpackt ist. Stimmt das? Und wenn ja, warum?
Impfung
Stefan Klarner: Ja das stimmt: Die mRNA-Arbeitsanweisungen sind in kleine Fettkügelchen verpackt, sogenannte "Lipide". Das war notwendig, damit die sehr empfindliche mRNA nach dem Imopfen überhaupt so lange stabil bleibt, bis sie die Zellen erreicht hat.
Denn diese mRNA-Arbeitsanweisungen sind sehr fragil und sehr empfindlich und zerfallen rasch wieder in ihre Bestandteile. Es war für die Entwickler der mRNA-Impfstoffe eine große Herausforderung, diese mRNA so zu stabilisieren, dass überhaupt genügend Arbeitsanweisungen in den Zellen ankommen.
Deshalb verpackt man die mRNA in kleine Fett-Tröpfchen: Dadurch ist es gelungen, die mRNA überhaupt erst intakt bis in die Zelle zu bringen.
Über die Arbeit am BioNtech-Impfstoff berichtet übrigens recht ausführlich das BioNtech-Gründer-Ehepaar Sahin in ihrem kürzlich erschienenen Buch "Projekt Lightspeed. Der Weg zum BioNTech-Impfstoff - und zu einer Medizin von morgen"
Frage: Der Impfausweis gilt demnächst nicht mehr als Impfnachweis - und meine betagte Mutter weiß nicht, wie man ein Handy bedient, um den QR-Code vorzuzeigen! Wie soll das in Zukunft gehen?
Corona Warn App
Stefan Klarner: In vielen Apotheken kann sich Ihre Mutter kostenlos (gegen Vorlage Impfbuch und Personalausweis) ein Blatt Papier (heißt "Digitales Covid-Zertifikat") mit dem QR-Code ausdrucken lassen. Das kann Ihre Mutter dann statt des Impfausweises bei Kontrollen vorzeigen.
Alternativ kann Ihre Mutter für EUR 9,90 neuerdings in vielen Apotheken (unter Vorlage Ihres Impfausweises und Ihres Personalausweises) eine sogenannte "Immunkarte" beantragen. Das ist eine handliche Plastikkarte, etwa so groß wie eine Bankkarte. Diese wird ihr dann ein paar Tage später zugeschickt. Auf dieser ist ein QR-Code aufgedruckt. Ihre Mutter kann dann bei Kontrollen statt Impfausweis die Immunkarte zücken!
Übrigens können Sie auf Ihrem eigenen Handy sowohl auf der CovPass-App, als auch auf der Corona-Warn-App nicht nur Ihren eigenen, sondern gleich mehrere Impfnachweise einlesen und abspeichern. Sie können auf Ihrem Handy also auch die Impfnachweise Ihrer Angehörigen abspeichern. Das ist ganz praktisch, wenn man gemeinsam unterwegs ist.
Frage: Ich habe gehört: Krankenhäuser zahlen Angehörigen von nicht an Corona Verstorbenen die Beerdigungskosten, wenn die Angehörigen behaupten, Corona sei die Todesursache gewesen!
Geldscheine
Stefan Klarner: Eine recht bizarre Behauptung, die man schon mit der Kraft des logischen Menschenverstandes ins Reich der Märchen verweisen kann! Überlegen Sie einmal selbst:
Erster Punkt: Was würde es denn nützen, wenn die Angehörigen das erzählen? Woher wüsste das Krankenhaus, dass die Angehörigen tatsächlich auch fleissig diese Falschbehauptung verbreiten?
Schließlich: Der Totenschein nebst Todesursache, der in die offizielle Corona-Statistik eingeht, wird vom Arzt ausgefüllt, und nicht von den Angehörigen. Was hätten die Krankenhäuser also davon? Nichts!
Zweiter Punkt: So eine Beerdigung kostet gleich mal einige tausend Euro. Und diese Kosten dann multipliziert mit beispielsweise 100 oder 1000 Beerdigungen... Wie sollten die Krankenhäuser das denn in ihrer Buchhaltung verbuchen? Wo in ihrer Jahresbilanz sollten sie die bezahlten hunderttausende oder Millionen Euro an Beerdigungskosten denn verstecken?
Das würde der Buchhaltung der Krankenhäuser spätestens bei der nächsten Jahresprüfung krachend um die Ohren fliegen...
Also: Völliger Unsinn! Schon der logische Menschenverstand sagt uns: Hier handelt es sich klipp und klar um ein erfundenes, falsches Gerücht, um ein Märchen. Sonst nichts!
Frage: Ich höre immer wieder vom Streit über die "Labortheorie". Stimmt es, dass der Corona-Virus künstlich in einem Labor hergestellt wurde? Oder dass es aus einem Labor entwichen ist?
High-Tech-Labor - Symbolbild
Stefan Klarner: Das weiß man noch nicht. Er könnte aus einem Labor entwichen sein, oder aber auch natürlich entstanden sein. Die Argumente für eine Laborunfall lassen sich über eine weite Strecke nachverfolgen. Es fehlt aber an einer Stelle dann ein ganz entscheidendes Beweisstück.Möchten Sie einen Einblick in unsere Recherchearbeit erhalten? Dann nehme ich Sie jetzt mit auf eine längere Reise:
Schauen Sie, als im Jahr 2020 Gerüchte aufkamen, in einem geheimen chinesischen Labor sei mit amerikanischen Geldern an einem Corona-Virus gearbeitet worden, habe ich mir die Mühe gemacht, die Fakten selber zu recherchieren gegen zu checken. Es kam dann folgendes heraus:
Es gibt tatsächlich ein - nicht geheimes - international renommiertes Viren-Forschungslabor in der Stadt Wuhan; nur wenig entfernt von dem Tiermarkt, dem der Ausbruch bislang zugeschrieben wird. Dieses Forschungsinstitut betreibt eine Homepage, auf der es über seine Forschungen berichtet und auf der man auch seine veröffentlichten Forschungsberichte ("Paper") lesen kann. Zumindest war das im Jahr 2020 noch möglich.
Dieses Forschungsinstitut bemüht sich - wie es üblich ist - international um Gelder, um bestimmte Projekte und Forschungen durchzuführen. Und hat dafür - das ist ein ganz normaler Vorgang - auch Finanzmittel, sogenannte Drittmittel, aus den USA bekommen.
Damit wollte das Institut vor allem einer wichtigen Frage nachgehen: Vor einigen Jahren gab es eine ganz verheerende Schweingerippe-Epidemie in China. Die chinesische Landwirtschaft hat dadurch erhebliche Verluste erlitten. Das Institut bekam den Auftrag, zu untersuchen, ob es womöglich Fledermäuse waren, welche die Schweine mit den Virus angesteckt hatten. Dazu fingen Mitarbeiter des Instituts Fledermäuse in einer Höhle etwa 1.000 km vom Sitz des Instituts entfernt, ein.
Schweinezucht - Symbolbild
Den eingefangenen Fledermäusen wurden Blutproben entnommen, und mit diesen Blutproben wurden Tests an Ferkeln durchgeführt. Die Frage war: Würden die Ferkel Schweinegrippe-Symptome entwickeln, wenn sie mit dem Fledermausblut in Kontakt kamen?Schauen Sie, bis dahin ist alles einwandfrei nachrecherchierbar. Es ist alles belegbar und das Institut hat - zumindest im Jahr 2020 - alle diese Informationen auf seiner Homepage vorgehalten; dort habe ich diese persönlich recherchiert.
Jetzt aber kommen wir zum fehlenden Beweisstück, zum nicht vorhandenen Puzzlestück: Es gibt das Gerücht, dass im Rahmen der Ferkel-Versuche ein Institutsmitarbeiter mit dem Fledermausblut in Kontakt gekommen ist, sich infiziert hat und so das Virus aus dem Institut hinaus in die Stadt Wuhan getragen hat.
Aber: Dieses letzte Glied in der Argumentationskennte ist eben bislang ein nicht überprüfbares Gerücht. So sehr alle anderen Informationen stimmen und belegbar sind: Es gibt dieses Institut. Es sitzt in ziemlicher Nähe zum Wuhan-Tiermarkt. Es hat auch amerikanische Forschungsgelder bekommen. Es hat daran gearbeitet, die Ursache einer Schweinegrippen-Epidemie zu erforschen. Es hat dazu in einer 1000 km entfernten Höhle Fledermäuse eingefangen und Blutproben genommen. Es hat damit Tierversuche mit Ferkeln durchgeführt.
So aber sehr alle diese Informationen hieb- und stichfest, und belegbar sind. Das letzte, fehlende Glied in der Kette fehlt: Gab es den Laborunfall? Hat sich einer oder mehrere Labormitarbeiter mit dem Virus infiziert? Wurde so das Virus nach außen getragen? Und wenn ja: Entspricht dieses Virus auch dem Wildtyp des Covid19-Virus?
Fledermaus
Wir haben hier nur ein Gerücht, das derzeit nicht überprüfbar ist. Denn offenbar weigert sich China bislang, Daten herauszugeben, anhand derer sich die internationale Forschergemeinschaft eine genaueres Bild vom Beginn des Infektionsverlaufs in der chinesischen Stadt Wuhan machen kann!Klar, es haben internationale Forscher versucht, auf Umwegen an Informationen zu kommen: So wurden Satellitenbilder vom Parkplatz des Wuhan-Krankenhauses ausgewertet:
Tatsächlich lässt sich dort schon viele Wochen vor dem "offiziellen" Corona-Ausbruch eine sehr viel größere Parkplatz-Auslastung des Krankenhauses nachweisen. Offenbar haben sehr viel mehr Patienten als üblich das Krankenhaus aufgesucht - schon viele Wochen früher.
Und es gibt Informationen mit derzeit noch unklarer Herkunft, wonach der Krankenstand im Wuhan-Forschungsinstitut im Herbst 2019 deutlich höher war, als sonst. Beides sind Indizien, die für einen Laborunfall sprechen könnten; aber eben keine "festen" Beweise.
So; jetzt haben Sie einmal einen genauen Einblick in unsere Recherchearbeit erhalten. Unterm Strich bleibt festzuhalten: Es könnte sein, dass das Covid19-Virus über einen Laborunfall freigesetzt wurde; sicher ist es aber nicht. Auch ein Überspringen - außerhalb des Labors - z.B. über einen Wildtiermarkt ist weiterhin eine mögliche Ursache.
Coronavirus
Was man aber sagen kann: Falls das Covid19-Virus tatsächlich aus dem Wuhan-Institut entwichen ist, war es offenbar kein "militärisches Projekt", sondern ein Projekt zur Ursachenforschung einer Schweinegrippen-Epidemie in China.
Und was man auch sagen kann: Aus den oben dargestellten Fakten hat sich dann das - völlig verdrehte - Gerücht gebildet, die USA hätten mit amerikanischen Forschungsgeldern heimlich im China in Wuhan an einem geheimen Forschungsinstitut mit einem geheimen Militärprojekt zur Entwicklung eines Virus geforscht.
Sie sehen: Die meisten der einzelnen Fakten stimmen für sich genommen zumindest in Teilen; sie sind aber völlig verdreht zu einem völlig falschen und verdrehten Gerücht zusammengemixt worden. Dieses Gerücht kam mir zu Ohren. Aufgrund dessen habe ich dann die oben beschriebenen Recherchen eingeleitet.
Es gibt seit kurzem noch einen weiteren, interessanten Argumentationsstrang zur Frage der Labortheorie; diesen hier auch noch zu behandeln, wäre aber zu umfangreich. Vielleicht ein andermal!
Herzlichst!
Ihr
Stefan Klarner
Programmchef
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Erstveröffentlichung: 28.11.2021-21:58
Aktueller Stand: 29.11.2021-03:07
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