Schamlos-Ausstellung | Bildquelle: RTF.1

Balingen:

„Schamlos? Sexualmoral im Wandel“: Neue Ausstellung zur Entwicklung der Geschlechterrollen

Stand: 19.02.22 15:02 Uhr

Wie hat sich im Laufe der Jahrzehnte die Sexualmoral verändert? Dieser Frage geht die Ausstellung „Schamlos? Sexualmoral im Wandel“ nach. Sie ist derzeit in der Zehntscheuer Balingen zu sehen. Und wir waren für Sie dort vor Ort.


Das Filmplakat von Fifty Shades of Grey, die feministische Zeitschrift Emma und ein Artikel zum Outing von Thomas Hitzlsperger - dies sind nur ein paar Ausstellungsstücke der neuen Ausstellung „Schamlos? Sexualmoral im Wandel".

Museumsmanager Christopher Seng erzählt uns, um was es in der Ausstellung eigentlich genau geht: "Die Ausstellung Schamlos - Sexualmoral im Wandel hat mit Absicht einen anstößigen Titel, wobei die Betonung nicht auf dem Sex, sondern auf der Moral liegt. Wir versuchen, die verschiedenen Rollenbilder von Frauen, Männern und alles, was es dazwischen in der Gesellschaft gibt, hier in der Zehntscheuer abzubilden".

Und das sich die Rollenbilder in den letzten Jahrzehnten stark verändert haben, zeigt die Ausstellung deutlich. Als die Männer aus dem Krieg zurückkamen, war es wichtig, dass jeder eine bestimmte Rolle in der Gesellschaft einnimmt. Männer haben gearbeitet, Frauen waren für Familie und Haushalt zuständig.

Im Laufe der Zeit wurde dieses Ideal gebrochen, so Seng. Highlights seien die 68er-Bewegung und die Einführung der Antibabypille, woduch Frauen eine stärkere Position in der Gesellschaft und Familie einnahmen.

Heutzutage sei es keine Ausnahme mehr, wenn Männer zu Hause bleiben und die Frau arbeiten geht. Trotzdem gebe es auch heute noch eine unterschiedliche Behandlung von Männern und Frauen, so Seng. Dies würde sich stark beim Gendermarketing zeigen.

"Heute gibt es Lego Technic oder Ninjago, was für Jungs gemacht ist. Und dann gibt es Lego Friends, was nur für Mädchen ist. Die deutlichen Unterschiede stellen sich dadurch dar, dass die Spielsachen für Jungs technisch anspruchsvoller sind, während die für die Mädchen hauptsächlich Wert auf Schönheit und Ästhetik legen", erklärt Seng.

Die Infotafel zum Gendermarketing hat Seng selbst recherchiert und gestaltet, um die Ausstellung auch mit aktuellen Themen zu ergänzen. Darüber hinaus hat er sich noch mit anderen Aspekten befasst, die derzeit gesellschaftlich relevant und polarisierend sind. Dazu zählen beispielsweise die Einstellung von Kirche und Gesellschaft zu Homosexuellen und die Streichung des Paragraphen 219a, welcher die Werbung von Schwangerschaftsabbrüchen verbietet.

Eine Besucherin der Ausstellung ist Cornelia Fritschen. Sie ist sehr überzeugt von der Ausstellung und möchte sogar ein zweites Mal wiederkommen. Viele der alten Rollenbilder und Vorurteile kennt sie noch aus ihrer eigenen Vergangenheit.

"Ich bin selber Anfang 60 und habe noch etliches miterlebt, wie das alles in der Schule vermittelt worden ist. Über Homosexualität wurde, wenn überhaupt angesprochen, nur nachteilig berichtet. Da bin ich schon sehr froh darüber, dass da heute ein großes Umdenken da ist", erzählt Fritschen.

Die Ausstellung „Schamlos? Sexualmoral im Wandel" ist noch bis zum 29. Mai in der Zehntscheuer Balingen zu sehen.

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