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Stuttgart:

Verdi kritisiert 200 Kündigungen in Zeitungsdruckereien

Stand: 15.06.22 13:00 Uhr

Die Südwestdeutsche Medienholding strukturiert den Druck der Stuttgarter Zeitung, der Stuttgarter Nachrichten, der Esslinger Zeitung und weiterer Blätter um. Die Gewerkschaft Verdi kritisiert, dass damit 200 Kündigungen verbunden sind.

„Über 200 Kündigungen zu verbinden mit Tarifflucht ist eine von reiner Profitgier getriebene Strategie des Stuttgarter Medienkonzerns", sagt der Verdi-Landes-Branchenkoordinator Medien, Siegfried Heim, zu den jetzt öffentlich gewordenen Plänen der Südwestdeutschen Medienholding (SWMH) für die Druckereien in Stuttgart und Esslingen.

Er kritisiert insbesondere, dass die verbleibenden Arbeitsplätze nicht im Wege von Betriebsübergängen besetzt werden, sondern sich die Gekündigten bei einer neuen, tariflosen Konzern-Tochterfirma bewerben müssen, die von vornherein schlechtere Arbeitsbedingungen fordere.

Nach den Plänen der SWMH, die gestern den Beschäftigten vorgesetzt wurden, werden zunächst die Beschäftigten der Druckerei der Esslinger Zeitung gekündigt, da dort der Betrieb Ende Juli eingestellt wird. Im März 2023 verlieren dann auch die Beschäftigten des Druckhauses in Stuttgart ihre Arbeitsplätze. Insgesamt werden 150 Festangestellte und 120 Aushilfskräfte gekündigt.

Neue Tochterfirma mit anderen Tarifen in Esslingen

Vorgesehen ist, die Druck-Aktivitäten der beiden Druckereien künftig in der neu gegründeten MHS Print GmbH in Esslingen zu bündeln. Im Esslinger Druckereigebäude wird dann im April 2023 die neue Konzern-Tochterfirma den Druck der regionalen Konzernzeitungen (unter anderem Stuttgarter Zeitung, Stuttgarter Nachrichten, Esslinger Zeitung) und deren Wochenblätter übernehmen. Diese soll etwa 55 feste Beschäftigte und bis zu 100 Aushilfskräfte haben.

Geplant ist, dass diese Tochterfirma dem Druck-Arbeitgeberverband nicht angehört und unter anderem die Wochenarbeitszeit von bisher tariflich gesicherten 35 Stunden auf 38,5 Stunden ohne Lohnausgleich anheben will. Lohnerhöhungen sollen sich nicht am Drucktarif orientieren, sondern an den Abschlüssen des Verbandes für Dienstleistung, Groß- und Außenhandel (VDGA).

Die Pläne des Stuttgarter Medienkonzerns sind das Ergebnis des seit mehreren Jahren laufenden „Druckstrategieprojekts" der SWMH.

„Dieses Projekt richtet sich klar gegen die Interessen der Beschäftigten, die teilweise seit Jahrzehnten ihre Arbeitskraft im Zeitungsdruck in Nacht- und Wochenendschichten verausgaben. Dass die Kündigungen und die Tarifflucht gegenüber den Leserinnen und Lesern heute mit dem Kauf einer neuen Druckmaschine begründet werden, ist zynisch", so Heim weiter.

Verdi kündigte an, die Betriebsräte in Esslingen und Stuttgart beim Kampf um angemessene Sozialpläne zu unterstützen und fordert von den württembergischen Zeitungsverlegern, denen der SWMH-Konzern gehört, "ihre Profitgier hintan zu stellen und in der neuen Druckerei tariflich gesicherte Arbeitsbedingungen zu ermöglichen".

Die Stuttgarter Zeitung Verlagsgesellschaft mbH begründet die Zusammenlegung der Druck-Aktivitäten mit starken Veränderungen in der Branche hin zur Digitalisierung und den laufenden Kostenerhöhungen für Energie, Papier und Zustellung. Die derzeit in den Druckereien eingesetzten Maschinen seien nicht mehr effizient zu betreiben. Zusätzlich sei ein Großauftrag entfallen.

Daher werden die Druckereien der Bechtle Verlag & Druck GmbH & Co. KG in Esslingen zum 1. August 2022 sowie der Pressehaus Stuttgart Druck GmbH und der PHV Service GmbH in Stuttgart zum 1. April 2023 geschlossen. Stattdessen würden rund 20 Millionen Euro insbesondere in eine neue, effiziente Druckmaschine in Esslingen investiert.

Die Gesellschafterin und Herausgeberin der „Esslinger Zeitung", Christine Bechtle-Kobarg, hatte ihre Mehrheitsbeteiligung bei Bechtle Verlag und Druck (63 %) an die Stuttgarter Zeitung (gehört zum Konzern Südwestdeutsche Medienholding) verkauft. Diese hatte bereits 24 % der Anteile besessen und kommt künftig somit auf 87 % der Mehrheitsanteile. 13 % der Anteile sind weiterhin in Besitz der GO Media GmbH in Kirchheim.

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