Langer Marsch der Kurden | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

„Langer Marsch der Kurden“ fordert Freilassung von Abdullah Öcalan

Stand: 08.02.23 16:44 Uhr

Seit Sonntag sind rund 150 Menschen mit dem Protestzug „Langer Marsch der Kurden“ in Baden-Württemberg unterwegs. Ihre Strecke führt sie von Heilbronn bis nach Freiburg. Ein Zwischenstopp der insgesamt sechstägigen Demonstration war heute auch Reutlingen. Am Morgen versammelten sich die Demonstranten vor der Stadthalle zu einer Kundgebung. Mit dem Langen Marsch wollen die Teilnehmer die Aufmerksamkeit vor allem auf den inhaftierten Abdullah Öcalan lenken, ein Gründungsmitglied der in der Türkei verbotenen Arbeiterpartei PKK.


100 Polizisten für 150 Demonstranten

Es ist kalt an diesem Mittwochmorgen, die Temperaturen liegen im Minusbereich. Rund 100 Einsatzkräfte der Polizei bereiten sich an der Reutlinger Stadthalle auf den angemeldeten „Langen Marsch" in Reutlingen und Tübingen vor. Sie müssen im Fall der Fälle eingreifen, denn immer wieder komme es bei den Kurdenmärschen zu Provokationen mit Nationaltürken, schildert Einsatzleiter Michael Wernthaler.

„Der Kurdische Konflikt, Türkei-Kurden im Grenzgebiet zu Syrien, ist ja hinreichend bekannt und so gibt es immer wieder emotionale Auseinandersetzungen beim Aufeinandertreffen gegnerischer politischer Meinungen. Die Polizei ist dann aufgerufen, die Parteien zu trennen und für einen friedlichen Versammlungsverlauf zu sorgen", so Wernthaler.

Kurdenmarsch bisher friedlich verlaufen

In der Regel seien die Märsche aber friedlich und auch in den vergangenen Tagen hätte es, außer kleineren Provokationen wie das Zeigen der Türkischen Flagge oder den Wolfsgruß, keine nennenswerten Zwischenfälle gegeben.

Das Ziel des Kurdenmarschs sei es, auf die Unterdrückung des kurdischen Volks aufmerksam zu machen. Vor allem wollen sie aber die Aufmerksamkeit auf Abdullah Öcalan lenken und fordern dessen Freilassung.

Freilassung von Abdullah Öcalan gefordert

Eine Teilnehmerin ist die 21-jährige Rosa Müller aus Berlin. Sie beschreibt, dass Abdullah Öcalan vor 24 Jahren durch einen internationalen Komplott aus Europa, nach Afrika und dann die Türkei verschleppt worden sei und das auf brutale Art und Weise. So sei er unter Drogen gesetzt, beleidigt und dabei gefilmt worden und dann auf die türkische Gefängnisinsel Imrali beracht worden. Dies sei ein Umstand, den man als Mensch im 21. Jahrhundert so nicht akzeptieren könne, so Rosa Müller. Die 21-jährige solidarisiert sich deshalb auch mit der kurdischen Bewegung.

„Ich bin eben auch aktiv für die Kurdische Frage, weil ich finde, dass alle Probleme in der Welt miteinander verbunden sind. Und wir wissen, dass im Mittleren Osten ein riesiges Chaos herrscht und die Rolle der europäischen Staaten darin ist wirklich enorm groß", so Müller.

Öcalan war PKK-Vorsitzender

Abdullah Öcalan war Vorsitzender und Gründungsmitglied der in den USA, in den Staaten der EU und der Türkei als Terrororganisation eingestuften und in Deutschland verbotenen Arbeiterpartei PKK. Öcalan soll als PKK-Vorsitzender für den Tod vieler Rivalen und „Verräter" verantwortlich sein – auch für den Mord an einem Dissidenten im hessischen Rüsselsheim.

„Jin Jiyan Azadi" 

Rosa Müller dagegen ist überzeugt, dass Öcalan in der Öffentlichkeit kriminalisiert werde. Öcalan habe sich immer für ein Demokratisches Miteinander eingesetzt, betont die 21-Jährige. In ihren Augen sei Öcalan ein Philiosoph und Vordenker, insbesondere für Jugendliche und Frauen. Der durch die Frauen-Bewegung im Iran bekannt gewordene Slogan „Jin Jiyan Azadi" (Frauen – Leben – Freiheit) habe zum ersten Mal Abdullah Öcalan gesagt, so Müller. Seine Philiosophie, seine Gedanken würden sich in erster Linie um die Befreiung der Frauen drehen und um die Frage, wie eine Gesellschaft frei sein könne.

Ziel ist Freiburg

Nach einer kleineren Kundgebung vor der Stadthalle zogen die Demonstranten weiter in Richtung Laisen. Später soll es über Kirchentellinsfurt dann nach Tübingen gehen. Und in den nächsten Tagen weiter nach Offenburg und Freiburg.

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