Kita | Bildquelle: RTF.1

Baden-Württemberg:

Ergebnisse des landesweiten Kita-Personalchecks vorgestellt

Stand: 10.02.23 17:42 Uhr

Die Gewerkschaft ver.di hat im September und Oktober des vergangenen Jahres einen Kita-Personalcheck durchgeführt. Beteiligt haben sich rund 1300 Beschäftigte aus baden-württembergischen Kitas. Die Hochschule Fulda unter Leitung von Nikolaus Meyer hat die Befragung durchgeführt. Was machen die Beschäftigten in ihrer Arbeitszeit und wie blicken sie selbst auf ihre Arbeit? Das hat der Kita-Personalcheck jetzt herausgefunden.


Kita-Beschäftigte verbringen rund 80 Prozent ihrer Arbeitszeit mit Kindern. Das ergab der Kita-Personalcheck von ver.di. In den restlichen Stunden müssen sie sich zum Beispiel um Technik, Verwaltung oder Hauswirtschaft kümmern. ver.di fordert deswegen, diese zusätzliche Arbeit zum Teil an Ergänzungskräfte abzugeben. So könne das pädagogische Personal entlastet werden, denn viele seien gerade unzufrieden mit ihrer Arbeit.

"7,1 Prozent der Beschäftigten möchten das Berufsfeld wieder verlassen. Dazu kommen weitere 27 Prozent, die ihre Arbeitszeit verringern wollen, und das in ziemlich erheblicher Weise. 32,6 Prozent wollen um eine bis drei Stunden in der Woche reduzieren. Fast jeder Zweite, der die Arbeitszeit verringern will, sogar um vier bis sieben Stunden", erklärt Prof. Dr. Nikolaus Meyer, der Leiter der Umfrage.

Grund dafür sei vor allem die hohe Arbeitsbelastung. Einige Wenige würden ihre Arbeitszeit aber auch aufstocken, wenn es dafür eine bessere Bezahlung oder kleinere Gruppen gebe.

Doch es gehe nicht nur darum, Personal zu halten, sondern auch Neues zu gewinnen. Allerdings gebe es auch hier Schwierigkeiten. Denn wenn die vorhandenen Fachkräfte unzufrieden seien, wirke das nicht sehr motivierend auf potentielle neue Mitarbeiter.

"Es muss auch in die Ausbildung investiert werden. Die Rahmenbedingungen müssen stimmen, die Kollegen sollen ein gutes Vorbild sein, gerne arbeiten und auch genügend Zeit für die Auszubildenden haben. Dann bleiben die Kollegen auch gerne und die Auszubildenden ergreifen gerne den Beruf, wenn sie da gut betreut werden und gute Vorbilder haben", so Sabine Leber-Hoischen, Vorsitzende der ver.di-Landesfachgruppe Erziehung, Bildung und Soziale Arbeit.

Eine mögliche Folge vom Personalmangel lässt sich derzeit in Tübingen beobachten. Dort müssen ab dem nächsten Kindergartenjahr die Öffnungszeiten der städtischen Kitas gekürzt werden.

"Das ist nicht das Modell der Zukunft oder das, was wir auf Dauer empfehlen. Wir müssen Fachkräfte gewinnen und das System ausbauen, sowohl Qualität als auch Plätze. Dementsprechend sind wir für verlässliche Angebote, die einen bestimmten Qualitätsstandard halten müssen. Das hilft auch den Eltern, weil es eine gute und verlässliche Betreuung gibt", so Nancy Hehl, Kita-Expertin von ver.di Baden-Württemberg.

Es müsse eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung entstehen, so ver.di abschließend. Betriebe sollten ihren Mitarbeitern mehr vereinbarkeitsbezogene Möglichkeiten anbieten. Aber auch die Politik müsse mehr familien- und arbeitsmarktpolitische Maßnahmen ergreifen.

Statement des Kultusministeriums

Nach der Präsentation des Kita-Personalchecks hat das Kultusministerium folgendes Statement veröffentlicht:

„Uns ist bewusst, dass die Lage in den Kitas angespannt ist. Deutschlandweit herrscht ein hoher Fachkräftemangel in allen Branchen, aber gerade auch in den sozialen Berufen. Die Ergebnisse des Kita-Personalchecks bestätigen uns dabei in unserer Strategie: Wir versuchen bei allen unseren Maßnahmen die Balance zu halten zwischen der Belastung der Erzieherinnen und Erzieher sowie dem Betreuungsbedarf der Eltern. Denn es hilft uns nicht, wenn wir das belastete Personal zugunsten längerer Öffnungszeiten strapazieren und sie dadurch das Berufsfeld verlassen", sagt Kultusstaatssekretär Volker Schebesta.

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