Metzgertanz | Bildquelle: RTF.1

Bad Urach:

300 Jahre Uracher Schäferlauf - So war der Festabend

Stand: 06.07.23 15:35 Uhr

Am 5. Juli 1723, also gestern auf den Tag genau vor 300 Jahren, verfügte der württembergische Herzog Eberhard Ludwig, dass die Schäfer der Schwäbischen Alb in Urach ihren Zunfttag abhalten sollten. Damit entfiel der lange Weg nach Markgröningen. Was damals als Pflichtveranstaltung für die Schäfer begann, hat sich zu einem Heimatfest entwickelt, das die Uracher gerne als das schönste im Ländle bezeichnen: der Uracher Schäferlauf. Am Mittwoch hatte er 300. Geburtstag, und nach dem Motto „Man soll die Feste feiern, wie sie fallen“ wurde das genau an diesem Tag auch mit einem Festakt gewürdigt.


Standing Ovations, als eine kleine Delegation der Schäferlauf-Akteure in die frisch sanierte Bad Uracher Festhalle einmarschierte. Angeführt von der Schäfermusik betraten die Kreisreiterpaare ebenso die Bühne wie die Schäferreigen-Tänzerinnen und -Tänzer sowie die Akteure des Heimatstücks D'Schäferlies. In der Halle herrschte eine ganz besondere Stimmung.

"Eine wahnsinnige Vorfreude auf den Schäferlauf", sagte Bürgermeister Elmar Rebmann. "Eine wahnsinnige Vorfreude auch auf das Jubiläum, das ja auch mit vielen tollen Aktionen den Schäferlauf umrahmt, wir haben eine tolle Ausstellung, wir haben ein tolles Buch herausgebracht undsoweiter undsofort, und es kommen noch weitere Höhepunkte in den nächsten Wochen"

Doch einen kleinen Wermutstropfen gab es: Bürgermeister Rebmann verkündete: Ehrengast Cem Özdemir, gebürtiger Uracher und Bundeslandwirtschaftsminister war mit dem ICE angereist, und dieser hatte mehr als eine Stunde Verspätung.

Also wurde der Stehempfang vorverlegt. Für uns die Gelegenheit, sich unter den Gästen umzuhören, was für sie der Uracher Schäferlauf bedeutet.

Prof. Helmut Haussmann, FDP, Bundeswirtschaftsminister a.D: "Es ist ein großes Stück Heimat, man trifft so viele Leute, ne, also, es ist ein Zusammenhalt, wie er ganz selten ist, und für ein an sich ein altes, aber es zeigt sich: Traditionsfeste, alle zwei Jahre, nicht jedes Jahr mit Rummel sind einfach was ganz besonderes. Kulturgut."

Manuel Hailfinger, CDU, Landtagsabgeordneter Hechingen-Münsingen: "Ich freue mich wahnsinnig, hier mitmachen zu dürfen, dabei sein zu dürfen, das ist echt eine schöne Geschichte, und ich bin gespannt, was uns die nächsten Wochen alles erwartet."

Irmgard Naumann, FDP, Stadträtin Bad Urach: "Du siehst Leute, die hast du fünf Jahre, zehn Jahre überhaupt noch nicht zu Gesicht bekommen. Und das ist das schöne am Schäferlauf. Wenn sie zurückkommen und wenn sie mit uns als Uracher dieses Fest noch mal feiern. Zum Beispiel ich habe jetzt in Ägypten ein Ehepaar kennengelernt aus Rostock. Denen habe ich so vom Schäferlauf vorgeschwärmt, dass die kommen."

Dr. Ulrich Fiedler, Landrat Kreis Reutlingen: "Es ist ein schönes Gefühl heute Abend, es macht einfach Spaß, hier zu sein, und ich bin froh und dankbar, dass wir so eine tolle Veranstaltung, so eine traditionsreiche Veranstaltung wie den Schäferlauf in unserem Landkreis beheimaten dürfen."

Cindy Holmberg, B90/Grüne, Landtagsabgeordnete Hechingen-Münsingen: "Das bedeutet für mich, dass Tradition endlich wieder lebt und wir gemeinsam feiern können, und darauf freue ich mich sehr."

Doch damit die Tradition weiter lebt und das Fest auch für weitere Generationen erhalten bleibt, so Bürgermeister Elmar Rebmann, kommt es auf das Engagement der Menschen in Bad Urach und Umgebung an.

"Die Freude zu vermitteln, insbesondere auch für junge Menschen, sich in den Gruppen zu engagieren, sich für den Schäferlauf in vielfältiger Form bis hin zum Festzugsordner oder fürs DRK, für Rettungsdienste undsoweiter einzusetzen, damit dieses Fest auch weiterhin Bestand hat", sagte Rebmann. Und damit auch künftige Generationen so wie hier den Metzgertanz der Kreisreiterpaare erleben können.

Und dann kam der wohl berühmteste Sohn der Stadt Cem Özdemir – wegen der Bahn stark verspätet. In seiner Festrede sprach er zunächst von seinen Erinnerungen an die Schäferläufe seiner Kindheit.

"In dem Haus, in dem ich groß geworden bin, da ging der Schäferlauf immer vorbei", sagte Özdemir, "und immer, wenn Schäferlauf war, waren die Fenster alle voll, wir hatten Besuch von Bekannten, manchmal haben wir auch Besuch aus der Türkei gehabt von Verwandten, die dann eben den Schäferlauf mit angeschaut haben, es war immer ein Highlight. Und zum Schluss ging man dann raus, in die Zittelstadt, hat da die Wettbewerbe angeschaut, und es war immer was sehr schönes."

Aber Cem Özdemir sprach nicht nur als Uracher sondern auch als für die Schäferei zuständiger Bundesminister. Und als solcher betonte er, wie wichtig Schafe für den Erhalt der Kulturlandschaft seien und wie wichtig daher, Schäfer zu unterstützen.

"Wir haben ja vorher gehört, dass es immer schwieriger wird, Nachwuchs zu rekrutieren", so Özdemir. "Deshalb ist gut, dass wir über die Prämien helfen, aber auch die Verbraucherinnen und Verbraucher sind gefragt durch ihr Einkaufsverhalten, das wertzuschätzen. Hier geht es auch um Qualität, durch das Fleisch, durch das Fell und die ganzen Produkte, und da können wir alle unseren Beitrag dazu leisten und unser Einkaufsverhalten."

Auch aus den anderen beiden Schäferlaufstädten Wildberg und Markgröningen waren Delegationen gekommen, angeführt von ihren Bürgermeistern. In einer kleinen Diskussionsrunde trafen sie auf Elmar Rebmann.

Und weil bei einem zünftigen Schäferlauf-Jubiläum auch die entsprechenden Tänze nicht fehlen dürfen, tanzten die Kreisreiterpaare am Ende noch mal den Bechertanz – wenn auch ohne Becher.

Jetzt bleibt nur noch, auf den diesjährigen Schäferlauf zu warten. Dieses Jahr vom 21. bis 24. Juli – wie immer mit Höhepunkt am Sonntag.

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