Baustelle Neckaraue | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

Wo ein Fluss natürlicher wird: Baustellenbegehung in der Neckaraue

Stand: 16.12.23 14:55 Uhr

Sie gehört derzeit neben dem Bahnhofsvorplatz zu den größten Baustellen in Tübingen: Die Neckaraue zwischen Bismarckstraße und Gartenstraße. Dort soll der Neckar natürlicher gemacht werden. Gleichzeitig soll die Baumaßnahme den Hochwasserschutz verbessern. Und drittens soll hier ein Naherholungsgebiet entstehen. Am Freitag-Nachmittag öffnete sich der Bauzaun dann für interessierte Bürger. Sie konnten sich ein Bild über den Fortschritt der Bauarbeiten machen.


Reges Interesse herrschte bei der Baustellenbegehung. Es waren weitaus mehr Menschen gekommen, als die Veranstalter gerechnet hatten. Vertreter von Regierungspräsidium und Stadtverwaltung informierten über das Gesamtprojekt und auch über den jetzigen Stand der Dinge. Etwa vier bis viereinhalb Millionen Euro investiert das Land in die Maßnahme, die aus drei Teilen besteht:

 

Revitalisierung des Neckars

Erstens: die Revitalisierung des Neckars. Hier geht es darum, den Fluss als Lebensraum für Fische, aber auch andere Wasserlebewesen wieder attraktiv zu machen. Denn gerade strömungsliebende Arten kommen bei begradigten Flüssen zu kurz.

"Durch die Begradigung und den Ausbau gerade durch die Wasserkraft und die Stauwehre haben wir wenig frei fließende Strecken und deswegen auch wenig gewässertypische natürliche Umlagerungsprozesse, und die wollen wir hier eben wieder schaffen", erklärte Sebastian Krieg vom Regierungspräsidium Tübingen.

In erster Linie heißt das: Der Fluss wird breiter, genauer gesagt: doppelt so breit wie zuvor. Aber das ist noch nicht alles: "Wir lassen in der Mitte auch eine Inselstruktur stehen mit Bäumen, die früher die Uferlinie waren", so Sebastian Krieg, "und da entstehen dann zwei neue Gerinne, da verdoppelt sich dann quasi der Lebensraum, weil die Uferstrukturen eben wichtigen Lebensraum darstellen." Und dafür werden insgesamt 40.000 Kubikmeter Erde bewegt.

 

Hochwasserschutz

Zur Revitalisierung kommt zweitens der Hochwasserschutz. Eine Betonmauer läuft die Bismarckstraße entlang. Eine weitere wird am Lustnauer Ufer zwischen Ruderverein und Ammermündung gebaut. Die Mauern sollen ein Hochwasser abwehren können, wie es alle 50 Jahre vorkommt. Aber warum ausgerechnet Betonmauern?

Dazu Sebastian Krieg: "Die eine Möglichkeit wäre gewesen, hier eben einen Deich zu schütten oder das bestehende Ufer eben anzuheben, aber da haben wir das Problem, dass nach Norm so ein Deich komplett frei sein muss von Gehölzen, wir haben hier einen guten, alten Baumbestand, den hätten wir alles fällen müssen, und wir hätten langfristig auch überhaupt keine Gehölze mehr entwickeln können."

 

Park

Neben Revitalisierung und Hochwasserschutz kommt drittens der Park. Er soll am nördlichen Ufer zwischen Gartenstraße und Neckar entstehen. Viel zu sehen ist derzeit noch nicht.

Janina Partzsch von der Stadtverwaltung Tübingen: "Unser Ziel war es, das Gewässer, das hier vorhanden ist, so ein bisschen anzupassen, so ein bisschen mit der Topographie zu spielen, das ganze natürlich zu halten, also nicht einen großen Spielplatz hinzubauen, sondern das alles mit Naturelementen zu machen, dass es auch zur Landschaft passt, und auch ökologische Bereiche zu schaffen, die dann den Tieren zur Verfügung stehen und den Pflanzen."

Die Revitalisierung des Neckars steht kurz vor dem Abschluss. Bereits im Frühjahr soll das Areal bepflanzt werden. Im April soll die Neckaraue dann fertig sein.

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