Wer die neue Ausstellung im Kunstmuseum Reutlingen betritt, den erwartet erstmal ungewohntes, orangefarbenes Licht. Dann erstreckt sich ein Ährenfeld vor dem Besucher: gelbe Halme wachsen aus sieben Sockeln, auf manchen von ihnen liegt Schnee. Die Szenerie ist inspiriert von dem bekannten Maler Jean-François Millet.
Die Künstlerin ist Simone Eisele, die 19. Stipendiatin der HAP Grieshaber Stiftung. Im Rahmen des Stipendiums verbringt sie zehn Monate in Reutlingen; Wohnung und Lebensunterhalt werden gestellt. Bei ihrer Ausstellung orientiert sie sich an Millets Motiven des sogenannten einfachen Lebens. Daher auch der Name „Simone Eisele: after Millet".
"Der Titel der Ausstellung bezieht sich auf den französischen Maler Jean-François Millet. Er ist der erste Künstler gewesen, der Bauern und Bäuerinnen bei ihrer Arbeit dargestellt hat. Das hat Simone Eisele interessiert und sie hat sich gesagt: Ich lebe zwar in einer ganz anderen Zeit nach Millet, aber ich nehme darauf Bezug", erklärt Johannes Krause-Schenk, der Kurator der Ausstellung.
Das orangefarbene Licht beleuchtet nur den ersten Raum der Ausstellung, im hinteren Teil erscheint wieder alles im hellen, weißen Licht. Diese unterschiedlichen Farben, vor allem das Orange, haben dabei eine bestimmte Bedeutung: "Der Maler Jean-François Millet hat oft Abendstimmungen dargestellt. Das sieht zwar hübsch aus, aber bedeutet, dass die Bauern und Bäuerinnen bis zum letzten Tageslicht auf dem Feld gearbeitet haben. Heute betrachten wir das eher als stimmungsvoll: Wir sehen den Sonnenuntergang als etwas Schönes an oder machen Ferien auf dem Bauernhof. Simone Eisele hat das konterkariert und in ein starkes, gelbes Licht gesetzt", so der Kurator.
Beleuchtet vom orangefarbenen Licht stehen dreizehn Poller, einige sind mit Schnee bedeckt. Dieser Teil der Ausstellung soll an eine urbane Situation im nächtlichen Schein einer Straßenlaterne erinnern. Die Oberfläche der Poller soll Besucher vermuten lassen, dass sie aus Metall oder Stahl bestehen. In Wirklichkeit sind sie aber aus Gips und Acrylharz gegossen worden – und sollen so den Besucher täuschen.
"Es ist eine Mischung aus vielen verschiedenen Pollern; inspiriert von den Pollern in Wien, aber auch von den Pollern in England, die aus der viktorianischen Zeit stammen", erklärt die Künstlerin Simone Eisele.
Im hinteren Teil der Ausstellung warten unter anderem Masken auf die Besucher; platziert auf weißen Sockeln, die die fehlenden Körper der Masken nachbilden sollen. Durch das helle Licht sollen sie antik wirken, gleichzeitig will die Szenerie an ein Mausoleum erinnern, in dem Opfergaben wie Obst und Gemüse abgelegt werden.
"Die Gesichter sind hauptsächlich fiktiv; bis auf eine Maske, die auf dem Gesicht von Käthe Kollwitz basiert. Die restlichen Masken sind eine Mischung aus vielen Bildern, die ich in meinem Kopf hatte. Die Bilder entstammen verschiedenen Bereichen, z.B. der Malerei und Fasnet, teilweise kommen sie aber auch aus Cartoons", berichtet Eisele.
Zu viel wolle die Künstlerin aber nicht verraten. Sie erhofft sich, dass sich die Besucher ihre eigenen Gedanken machen und sich selbst von den Werken inspirieren lassen. Die offizielle Eröffnung ist am Sonntag, den 2. Juni um 11 Uhr in den Wandel-Hallen. Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 1. September.
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