Open Air Kino Burg Hohenzollern | Bildquelle: RTF.1

Burg Hohenzollern:

Mit Hitler und Goebbels als Protagonisten: Open Air Kino zeigt "Führer und Verführer"

Stand: 15.08.24 12:13 Uhr

Es ist ein Film, der ein Tabu bricht: Zum ersten Mal wird die NS-Zeit aus der Perspektive der Täter dargestellt. In „Führer und Verführer“ will Regisseur Joachim Lang die Hauptfiguren Joseph Goebbels und Adolf Hitler nicht als Dämonen darstellen sondern als Menschen. Dabei ist Lang um eine größtmögliche historische Genauigkeit bemüht. „Führer und Verführer“ ist in diesem Jahr der erste Film im Open Air Kino auf der Burg Hohenzollern. Aufgeführt wird er kommende Woche in Anwesenheit des Regisseurs. Bereits im Vorfeld hatte Joachim Lang die Burg Hohenzollern besucht, um dort seinen Film in Anwesenheit des Hausherrn Georg Friedrich Prinz von Preußen vorzustellen.


Schon seit mehr als zwanzig Jahren werden auf der Burg Hohenzollern Filme gezeigt. Doch dieses Jahr betritt das Open Air Kino im Burghof Neuland. „Führer und Verführer" ist alles andere als leichte Kost. Denn der Film zeigt Adolf Hitler und Joseph Goebbels, zwei der wohl größten Verbrecher der Weltgeschichte, als Hauptfiguren.

Georg Friedrich Prinz von Preußen hat den Film bereits vorab gesehen - zusammen mit der bekannten Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer, die auch im Film zu Wort kommt. Vom neuen und ungewöhnlichen Ansatz, sich den führenden Nazis zu nähern, zeigt sich der Hohzollern-Prinz beeindruckt.

"Der Film war sehr unerwartet für mich, weil er eben die Täterperspektive zeigt, und das zwingt einen dazu, sich in die Menschen hineinzuversetzen, die man abstoßend, schrecklich dämonenhaft findet und mit denen man sich in keinster Weise gemein machen möchte", sagte der Preußenprinz.

Die Entdämonisierung des Dämonischen, die Darstellung der Banalität des Bösen, das gehört zum Konzept des Films. Historisch möglichst genau und unter Verwendung von Originalmaterial bringt Lang die Protagonisten des Nationalsozialismus dem Zuschauer näher.

Regisseur Joachim Lang: "Ich versuche, sie als Menschen zu zeigen und zugleich als größten Verbrecher der Menschheitsgeschichte, so wie Thomas Mann gesagt hat, wie Margot Friedländer heute gesagt hat, Menschen haben es getan. Wenn es Menschen getan haben, dann ist es nicht irgendwie schicksalshaft, sondern dann können es auch Menschen verhindern. Und das ist das Ziel meines Films."

Das Ziel – oder besser die Fragestellung – des Regisseurs Joachim Lang ist aber noch eine andere. Eine, die ihn schon in jungen Jahren beschäftigt und dazu geführt hatte, dass er Historiker wurde. "Ich habe den SS-Staat von Eugen Kogon gelesen mit 13, und seitdem stellt sich für mich die Frage: Wie war es möglich, dass die Mehrheit der Deutschen Hitler und Konsorten in die größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte, Holocaust und Zweiter Weltkrieg, folgten?"

Ein Teil der Antwort liegt in der Propaganda von Joseph Goebbels begründet. Nahezu alles Originalmaterial, das im Film zu sehen ist, sei über den Schreibtisch des Ministers gewandert, so der Regisseur. So ist der Film „Führer und Verführer" auch ein Film über Medien-Manipulation. "Was wahr ist, bestimme ich", sagt Goebbels in einer Filmszene.

"Nur, wenn wir erkennen, wie damals gefaket, gelogen und betrogen wird, kann man auch die Demagogen, die Desinformierer von heute entlarven. Den Demagogen von heute die Maske vom Gesicht reißen, um zu verhindern, dass wieder geschieht, was geschehen ist", so Joachim Lang.

Dass nie wieder geschieht, was geschehen ist, das ist auch der Antrieb des Hausherrn, den Film auf der Burg Hohenzollern zu zeigen: "Denn vieles, was damals passiert ist, ist eben nicht nur aufgrund politischer Entscheidung passiert, sondern man muss es leider auch sagen, aufgrund von Bequemlichkeit, aufgrund von Untätigkeit, natürlich dann auch aufgrund von Ängsten, und irgendwann war eben der Punkt erreicht, wo es einfach zu spät war, und an diesen Punkt dürfen wir nie wieder kommen", sagte Georg Friedrich Prinz von Preußen.

Nun also „Führer und Verführer" auf der Burg Hohenzollern. Ein historischer Film im historischen Ambiente. Joachim Lang, der am Filmabend auch selber dabei sein wird, zeigt sich begeistert. "Es ist ein Experiment", sagte er. "Es ist ein ganz besonderer Ort der deutschen Geschichte, und ich bin selber gespannt, wie die Wirkung des Films sich hier entfalten wird."

Wer jetzt auch auf den Film und seine Wirkung gespannt ist: „Führer und Verführer" läuft am Freitag kommender Woche im Open Air Kino auf der Burg Hohenzollern.

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