Bürgermeister Mike Münzing | Bildquelle: RTF.1

Jahresrückblick:

Im Februar 2025 dominierten Fasnet und Bundestagswahl die Region

Stand: 27.12.25 15:53 Uhr

In unserem Jahresrückblick 2025 haben wir den Februar erreicht. Und der stand ganz im Zeichen der Bundestagswahl, nach der der Wahlkreis Tübingen am Ende ganz ohne Bundestagsabgeordneten da stand. Weitere Themen waren die Fasnet und die Warnstreiks im öffentlichen Dienst.


Der Februar ist traditionell der Monat der Fasnet. Auch 2025 war das nicht anders. Dass sich der Reutlinger Männerverein aber die Ehre gibt und einen Fasnetsumzug durch die Innenstadt veranstaltet, das kommt nicht jedes Jahr vor. Und diesmal gab es noch etwas ganz Besonderes, nämlich einen Besucherrekord. 15.000 Menschen wurden am Rand der Zugstrecke gezählt. Bei strahlendem Sonnenschein und milden Temperaturen zogen rund 3.500 Narren durch Reutlingen.

Der 11. Februar war für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst kein Arbeitstag, sondern Streiktag. Kindergärten blieben zu und Busse in ihren Depots. Denn gleich in zwei Tarifverhandlungen wollte die Gewerkschaft ver.di Druck machen: Bei den Busfahrern und im öffentlichen Dienst. Dort stand die mittlerweile vierte Verhandlungsrunde an. Die Gewerkschaft forderte für die Beschäftigten in erster Linie mehr Geld. "Wir fordern im öffentlichen Dienst acht Prozent, mindestens aber 350 Euro", ließ sich Martin Gross, Landesbezirksleiter Verdi Baden-Württemberg, vernehmen. "Die Inflation ist nach wie vor hoch und wir haben nur einen Teil der Inflation aufgeholt und in den unteren Gehaltsgruppen ist der Druck besonders groß. Außerdem wollen wir drei zusätzliche freie Tage, denn wir sind der festen Überzeugung, dass wir moderne Arbeit im öffentlichen Dienst brauchen." Denn langfristig könne man nur mit einer attraktiven Jobgestaltung neues Fachpersonal gewinnen, so die Begründung.

Hoher Besuch für die Wilhelm-Hauff-Realschule in Pfullingen. Ministerpräsident Winfried Kretschmann war zum Schulbesuch gekommen. Das Thema: Reformen für weiterbildende Schulen. Und er kam nicht alleine. Auch Kultusministerin Theresa Schopper war mit dabei. Die beiden Mitglieder der Landesregierung interessierten sich vor allem für die LeAs, eine besondere Art des Wahlpflichtunterrichts. So gibt es beispielsweise ein Segelflug-LeA. Zu den rund hundert LeAs gehören beispielsweise auch Bogenschießen, Höhlen und sogar Harry Potter. "Es ist ja vor allem die Idee hinter den LeAs", so Kretschmann. "Andere Schulen haben andere Ideen, es ist immer dieselbe Idee, aus der Schule einen Lebensort zu machen. Nur das motiviert, wirkt gemeinschaftsbildend." Mit einem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Pfullingen und mit einem Gruppenfoto mit Schülern endete der Besuch des Ministerpräsidenten.

Viel Freude bei der CDU. Bei der Bundestagswahl am 23. Februar wurde sie mit Abstand stärkste Kraft – nicht nur bundesweit, sondern auch in der Region Neckar-Alb. Jetzt hatte Friedrich Merz den Auftrag zur Regierungsbildung, und das wurde gefeiert. Einen Wermutstropfen gab es allerdings. "Ich habe Befürchtungen für viele Kollegen noch bei uns im Land, die ihren Wahlkreis gewonnen haben, aber nicht in den Bundestag einziehen dürfen aufgrund des neuen Wahlrechts", so Michael Donth, CDU, Bundestagsabgeordneter Wahlkreis Reutlingen. "Ich finde, das ist eine Pervertierung der Demokratie, wenn eine gewonnene Wahl keinen Wert mehr hat." Einer, den es am Ende traf, war Christoph Naser. Obwohl die CDU den Wahlkreis gewonnen hatte – und das deutlicher als vor vier Jahren – ist er im neuen Bundestag nicht vertreten. Was Naser sehr kritisierte: "Es liegt am Ampelwahlrecht, das die Ampelkoalition im vergangenen Jahr noch beschlossen hat, und man sieht jetzt, wie schlecht dieses Wahlrecht in der Praxis funktioniert, denn es kann nicht sein, dass ganze Regionen verwaisen, wenn es um die Repräsentation im Deutschen Bundestag geht."

Bitter für die Region Neckar-Alb: Die Zahl der Bundestagsabgeordneten schrumpfte von zehn auf vier. Auch Robin Mesarosch, SPD-Abgeordneter im Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen, verlor sein Mandat. "Ich habe keinen Anspruch drauf, Abgeordneter zu sein, aber ich habe das auch nicht aus Spaß gemacht, sondern aus Überzeugung und weil ich was ändern will. Meine Überzeugung ist geblieben, stärker geworden, ich will weiter was ändern, deswegen - Stand heute - werde ich bei der nächsten Bundestagswahl wieder antreten."

Auch die Grünen haben Stimmen verloren – aber längst nicht so viel wie die anderen Ampel-Parteien. Im Wahlkreis Tübingen waren sie immerhin zweitstärkste Kraft. Zum erhofften Direktmandat für Asli Kücük hat es aber nicht gereicht. Mit dem Gesamtergebnis zeigt sich die Kandidatin trotzdem zufrieden: "Selbstverständlich hätte ich gerne viel mehr Prozente gehabt, aber dass wir jetzt bei stabilen -1,2 Prozent bleiben, zeigt mir einfach, dass wir doch eine gute Arbeit geleistet haben als Grüne in der Regierung."

Die FDP zählte zu den großen Verlierern der Wahl. Und durch das Ausscheiden aus dem Bundestag hatte die Region auch zwei Abgeordnete verloren. Einer davon Pascal Kober im Wahlkreis Reutlingen. Er machte unter anderem die dreieinhalb Jahre Ampel, aber auch den kurzen Wahlkampf für das schlechte Abschneiden der FDP verantwortlich. "Darüber hinaus war der Wahlkampf phasenweise überlagert vom Migrationsthema und nicht dem primären Thema, für das die FDP vor allen Dingen steht, nämlich die wirtschaftliche Erholung Deutschlands, und damit war im Grunde genommen zwei, drei Wochen lang die Kernkompetenz der FDP nicht sichtbar in diesem Wahlkampf."

Die Linke hatte allen Grund zu feiern. Deutliche Zugewinne und mit Anne Zerr eine Reutlingerin im Bundestag. Da zeigte man sich auch in Tübingen hocherfreut. Der Tübinger Kandidat Ralf Jaster war sichtlich gut gelaunt. Bei der Linken habe im Wahlkampf einfach alles gepasst, sagt er: "Ich denke, wir haben uns ganz klar positioniert als antifaschistische Partei mit klarem Statement gegen rechts, wir haben einen klaren Wahlkampf geführt mit der Mietenfrage, mit der Verteilungsgerechtigkeitsfrage, mit Preisen, Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel, Mietendeckel und so weiter. Ich denke, das ist honoriert worden, dass wir wirklich ganz, ganz klar waren, dass wir die einzige Partei waren, die auch wirklich ganz deutlich die soziale Frage zum Thema gemacht hat."

Große Feierstimmung bei CDU und Linke, Enttäuschung bei SPD und FDP. Der Wahlabend 2025 hatte viele unterschiedliche Gesichter.

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