Tätowierung Tattoo | Bildquelle: Pixabay.com

Reutlingen:

Nach Farbenverbot - Wie läuft es in der Tattoo-Branche?

Stand: 10.01.22 13:00 Uhr

Eine neue EU-Verordnung verbietet seit dem 5. Januar 2022 die Verwendung von fast allen Tattoo-Farben. Zumindest von denen, die laut der sogenannten REACH-Verordnung zu viele giftige Inhaltsstoffe besitzen. Die REACH-Verordnung ist eine Verordnung der Europäischen Union, die erlassen wurde, um die Gesundheit und die Umwelt vor den Risiken, die durch Chemikalien entstehen, zu schützen und zu verbessern. Tätowiert werden darf daher nur noch mit Farben, die REACH-Konform sind. Doch diese momentan zu bekommen, sei extrem schwierig. Wie es aktuell in der Tattoo-Branche so läuft, wollten wir einmal wissen und haben uns mit Tätowiererin Selina Maier aus Reutlingen getroffen.


Selina Maier arbeitet im Mad Hat Tattoo Studio in Reutlingen. 60-70% ihrer Kunden wollen farbige Tattoos, doch das geht aktuell nicht mehr. Ihre Kunden mit bereits angefangenen bunten Großprojekten hat sie jetzt auf eine Warteliste gesetzt. Aktuell kann sie nur schwarze, weiße oder graue Tattoos stechen.

„Ich finde es schade. Also ich habe es auch schon länger mitbekommen, dass es vielleicht durchgesetzt wird, aber es war nicht klar. Ich habe immer gehofft, dass es nicht soweit kommt. Einfach weil es nicht nachvollziehbar ist, warum man es verboten hat. Es gibt ja keine [...] Studien oder irgendwas, was belegen würde, dass es wirklich gesundheitsschädlich wäre. Wenn es so wäre, wäre ich auch dafür gewesen, dass man es abschafft und sich was Neues ausdenkt und etwas entwickelt, dass gesund ist", erklärt die Tätowiererin.

Die REACH-Verordnung der EU sieht das anders. Sie hat die Farben als potenziell gefährlich oder nicht ausreichend erforscht eingestuft und will künftig Tätowierfarben und auch Permanent Make Up sicherer machen. Aus ihrer Erfahrung heraus, kann Selina Maier das nicht nachvollziehen. Auch ihre Kunden hätten kein Verständnis für die neue Verordnung, erklärt sie. Für sie sei das nicht nachgewiesen. Auch hätten sie oder Leute aus der Szene noch nie Krankheiten oder allergische Reaktionen durch die Farben erlebt, so Selina Maier.

Immerhin – momentan würde das Farbenverbot noch nicht die Existenz bedrohen. Doch das sieht in anderen Betrieben oft anders aus. Denn auch die Tattoo-Branche hat bereits durch die Corona-Pandemie einiges an Einbußen erlitten.

Momentan seien REACH-konforme Farben fast überall ausverkauft und nur schwer zu bekommen, berichtet Selina Maier. Sie hofft, dass sich das bald ändert. Es gebe einige Farbhersteller, die bereits eine REACH-konfrome Farbe angekündigt hätten, erklärt die Tätowiererin. Wichtig sei, dass es dann auch ein entsprechendes Zertifikat gebe, denn die Studios würden am Ende haften, sollten die Farben nicht der Verordnung entsprechen. Momentan seien die Farben oft auch teurer oder nur aus dem Ausland zu bekommen, so Maier. Ob sich die Preise dann auch für die Kunden erhöhen, müsste man abwarten. Bis es soweit ist, gibt es wie überall auch hier im Mad Hat Tattoo-Studio Reutlingen erst einmal nur schwarze, weiße oder graue Tattoos.

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