Jubelt: Michael Donth (CDU) | Bildquelle: RTF.1

Bundestagswahl 2025:

So war der Wahlabend in der Region Neckar-Alb

Stand: 24.02.25 14:26 Uhr

Es war ein spannender Wahlabend. Zwar hatten Umfragen schon im Vorfeld angedeutet, dass die CDU/CSU mit Abstand stärkste Kraft werden würde, doch ob FDP und BSW in den Bundestag kommen würden oder nicht, war lange Zeit offen. Am Ende hat es für beide Parteien nicht gereicht. Besonders bitter für die Region Neckar-Alb: Hatten im alten Bundestag noch zehn Abgeordnete die drei Wahlkreise der Region vertreten, schrumpfte ihre Anzahl im neuen Parlament auf drei.

Michael Donth und Thomas Bareiß, beide CDU, gewannen das Direktmandat. Anne Zerr von der Partei Die Linke zieht über die Landesliste in den Bundestag ein. Der Wahlkreis Tübingen wird gar nicht durch einen Abgeordneten vertreten sein. Christoph Naser, CDU, erhielt zwar die meisten Stimmen, scheiterte aber am neuen Wahlrecht.

Im Wahlkreis Reutlingen holt sich Michael Donth, CDU, das Direktmandat mit 38,5 Prozent. Sebastian Weigle, SPD, bekommt mit 13,7 Prozent das drittstärkste Ergebnis vor Jaron Immer, Grüne, mit 12,7 Prozent. Pascal Kober bekommt 5,6 Prozent, Rudolf Grams von der AfD erhält mit 19,8 Prozent das zweitstärkste Ergebnis. Anne Zerr, Die Linke, bekommt 5,6 Prozent und zieht über die Landesliste in den Bundestag ein.

Bei den Zweitstimmen wird die CDU stärkste Kraft mit 32,6 Prozent. Die SPD erhält nur 13.1 Prozent, die Grünen 12,2 Prozent, die FDP relativ stark mit 6,4 Prozent, die AfD wird zweitstärkste Kraft mit 21 Prozent, die Linke bekommt 6,1 Prozent und das BSW 4,6 Prozent.

Im Wahlkreis Tübingen bekommt Christoph Naser, CDU, mit 31,7 Prozent die meisten Stimmen. Das reicht nicht, um in den Bundestag einzuziehen. Florian Zarnetta, SPD, kommt auf 13 Prozent. Asli Kücük, Die Grünen, bekommt mit 24,7 Prozent das zweitstärkste Ergebnis, Julian Grünke, FDP, erhält nur 3,7 Prozent, Daniel Winkler, AfD, mit 15,6 Prozent das drittstärkste Ergebnis, und Ralf Jaster, die Linke, bekommt 6,2 Prozent.

Bei den Zweitstimmen ist die CDU stärkste Partei mit 28,5 Prozent, die SPD nur noch an vierter Stelle mit 13,9 Prozent, die Grünen sind zweitstärkste Kraft mit 19,2 Prozent, die FDP bekommt 5 Prozent, die AfD ist mit 16,1 Prozent drittstärkste Kraft. Die Linke mit 9,6 Prozent weit über dem Bundesergebnis, und das BSW erhält 4 Prozent.

Im Wahlkreis Zollermalb-Sigmaringen holt sich Thomas Bareiß, CDU, mit 37,1 Prozent das Direktmandat, Robin Mesarosch, SPD, erhält 19,6 Prozent und scheidet aus dem Bundestag aus, Simon Schutz von den Grünen ist bei 5,3 Prozent, Boris Kraft, FDP, bekommt 4,2 Prozent, Lukas von Berg, AfD, wird mit 26,2 Prozent Zweiter in seinem Wahlkreis, und Loo Krein, die Linke, bekommt 4 Prozent.

Bei den Zweitstimmen wird die CDU mit 36,5 Prozent stärkste Kraft, die SPD ist mit 11,1 Prozent nur auf Platz 3, Die Grünen bekommen 7,5 Prozent, die FDP liegt bei 5,5 Prozent, die AfD ist mit 26,2 Prozent klar auf Platz 2, die Linke bekommt 4,9 Prozent und das BSW 4,2 Prozent.

 

CDU: Auftrag zur Regierungsbildung

Viel Freude bei der CDU. Die Partei des Bundestagsabgeordneten Michael Donth wurde mit Abstand stärkste Kraft – nicht nur bundesweit, sondern auch im Wahlkreis Reutlingen. Jetzt hat Friedrich Merz den Auftrag zur Regierungsbildung, und das wurde gefeiert. Einen Wermutstropfen gab es allerdings.

"Ich habe Befürchtungen noch viele für viele Kollegen noch bei uns im Land, die ihren Wahlkreis gewonnen haben, aber nicht in den Bundestag einziehen dürfen aufgrund des neuen Wahlrechts, ich finde, das ist eine Pervertierung der Demokratie, wenn eine gewonnene Wahl keinen Wert mehr hat", sagte Michael Donth.

Einer, den es am Ende traf, war Christoph Naser. Obwohl die CDU den Wahlkreis gewonnen hat – und das deutlicher als vor vier Jahren – wird er im neuen Bundestag nicht vertreten sein. Was Naser sehr kritisiert: "Es ist jetzt das Ampelwahlrecht, es liegt jetzt am Ampelwahlrecht, das die Ampelkoalition im vergangenen Jahr noch beschlossen hat, und man sieht jetzt ... wie schlecht dieses Wahlrecht in der Praxis funktioniert, denn es kann nicht sein, dass ganze Regionen verwaisen, wenn es um die Repräsentation im Deutschen Bundestag geht", sagt Christoph Naser.

Thomas Bareiß, alter und neuer Bundestagsabgeordneter im Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen, hatte allen Grund zu feiern. Für ihn stand schon sehr früh fest: Das Direktmandat ist ihm trotz des neuen Wahlrechts sicher. "Ich freue mich, dass wir im Wahlkreis ein tolles Ergebnis haben, dass wir auch hier noch mehr zulegen konnten als im Bund, das ist für uns ein ganz, ganz toller Erfolg, und das ist ein klares Signal für mich noch mal, mir macht Sorge, dass die AfD die zweitstärkste Kraft im Wahlkreis ist, auch das ist ein Thema, das mich sehr umtreibt, wir schauen, dass wir auch verlorene Wähler zurückholen müssen", sagt Bareiß.

 

SPD: Schlechtestes Ergebnis überhaupt

Für Bareiß' direkten SPD-Konkurrenten Robin Mesarosch war es ein bitterer Abend. Nicht nur das schlechteste SPD-Ergebnis aller Zeiten galt es zu verarbeiten: Mesarosch verlor auch sein Bundestagsmandat. "Ich habe keinen Anspruch drauf, Abgeordneter zu sein, aber ich habe das auch nicht aus Spaß gemacht, sondern aus Überzeugung und weil ich was ändern will. Meine Überzeugung ist geblieben, stärker geworden, ich will weiter was ändern, deswegen Stand heute werde ich bei der nächsten Bundestagswahl wieder antreten", sagt Mesarosch.

Lange Gesichter auch bei der SPD in Reutlingen. Zum Feiern ist den Genossen weniger zumute. Eher zum Diskutieren. Und da vor allem über die Frage, woran es am Ende gelegen hat. Bundestagskandidat Sebastian Weigle: "Wir haben schon erlebt, dass das Scheitern der Ampel auf uns zurückgeführt wurde, ob das in der Sache richtig war oder nicht. Das die Leute gesagt haben: „Ihr habt viel Vertrauen verspielt." und tatsächlich auch wurde die erneute Kandidatur von Olaf Scholz durchaus kritisch begleitet von manchen."

In Tübingen traf sich die SPD am Hauptbahnhof. Es sei kein guter Tag für seine Partei, sagt Kandidat Florian Zarnetta. Er macht vor allem einen Grund für das Wahl-Desaster aus SPD-Sicht verantwortlich: "Ja, ich glaube, das hat man auch im Wahlkampf erlebt, es gibt eine große Frustration mit den letzten drei Jahren mit der Ampel-Regierung, und da sind wir nicht durchgedrungen. Nicht mit unserem personellen Angebot, nicht mit unserem inhaltlichen Angebot, auch nicht mit der berechtigten Kritik, wie ich finde an der Konkurrenz, dieser Frust über die Ampel-Regierung hat das alles überlagert, und das haben wir jetzt heute auch an diesem Wahlergebnis gemerkt", so Zarnetta.

 

Bündnis 90/Die Grünen: Gemischte Gefühle

Auch die Grünen haben Stimmen verloren – aber längst nicht so viel wie die anderen Ampel-Parteien. Im Wahlkreis Tübingen waren sie immerhin zweitstärkste Kraft. Zum erhofften Direktmandat für Asli Kücük hat es aber nicht gereicht. Mit dem Gesamtergebnis zeigt sich die Kandidatin zufrieden. "Selbstverständlich hätte ich gerne viel mehr Prozente gehabt, aber dass wir jetzt bei stabilen -1,2 Prozent bleiben, zeigt mir einfach, dass wir doch eine gute Arbeit geleistet haben als Grüne in der Regierung", sagt Asli Kücük.

Gemischte Gefühle in Reutlingen. Bundesweit sind die Grünen im Vergleich noch mal mit einem blauen Auge davon gekommen. Um so erfreulicher für Kandidat Jaron Immer das Ergebnis im Wahlkreis Reutlingen. Vor allem durch das Erststimmenergebnis fühlt er sich beflügelt.

"Wir haben natürlich durchaus den Verlust von anderthalb Prozenten, der natürlich mit der Ampelregierung in dieser Konstellation zusammenhängt, wo wir jetzt auch aufarbeiten müssen, wie das zustande gekommen ist, was mich aber durchaus freut ist, dass wir hier in Reutlingen in unserem Wahlkreis mehr Erststimmen bekommen haben, also viele Menschen mir persönlich die Stimme gegeben haben, das freut mich sehr persönlich", sagt Jaron Immer.

 

FDP: Nicht im Bundestag vertreten

Die FDP zählt zu den großen Verlierern der Wahl. Und durch das Ausscheiden aus dem Bundestag hat die Region auch zwei Abgeordnete verloren. Einer davon Pascal Kober im Wahlkreis Reutlingen. Er macht unter anderem die dreieinhalb Jahre Ampel, aber auch den kurzen Wahlkampf für das schlechte Abschneiden der FDP verantwortlich.

"Darüber hinaus war der Wahlkampf phasenweise überlagert vom Migrationsthema und nicht dem primären Thema, für das die FDP vor allen Dingen steht, nämlich die wirtschaftliche Erholung Deutschlands, und damit war im Grunde genommen zwei, drei Wochen lang die Kernkompetenz der FDP nicht sichtbar in diesem Wahlkampf", sagte Pascal Kober.

Auch Julian Grünke, gerade erst als Nachrücker in den Bundestag gekommen, hat sein Mandat schon wieder verloren. "Es ist uns nicht ausreichend gelungen, die unzufriedenen Wähler mit der Ampel wieder zurückzuholen, das Vertrauen zurückzugewinnen, aber ich glaube, dennoch können wir vor allem mit dem Wahlkampf hier in der Region sehr zufrieden sein, hier haben wir sehr viel Zuspruch bekommen, und ich glaube auch, dass die Ergebnisse hier vor Ort deutlich besser sein werden als das im Bund", sagte Julian Grünke.

Doch dieser Eindruck täuschte. Am Ende reichte es für FDP nur für 5 Prozent Zweitstimmen und 3,7 Prozent Erststimmen.

 

Die Linke: Gut gelaunt und in Feierstimmung

Die Linke hatte am Sonntagabend allen Grund zu feiern. Deutliche Zugewinne und mit Anne Zerr eine Reutlingerin im Bundestag. Da zeigte man sich auch in Tübingen hocherfreut.

Der Tübinger Kandidat Ralf Jaster war sichtlich gut gelaunt. Bei der Linken habe im Wahlkampf einfach alles gepasst, sagt er.

"Ich denke, wir haben uns ganz klar positioniert als antifaschistische Partei mit klarem Statement gegen rechts, wir haben einen klaren Wahlkampf geführt mit der Mietenfrage, mit der Verteilungsgerechtigkeitsfrage, mit Preisen, Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel, Mietendeckel undsoweiter, ich denke, das ist honoriert worden, dass wir wirklich ganz, ganz klar waren, dass wir die einzige Partei waren, die auch wirklich ganz deutlich die soziale Frage zum Thema gemacht hat", so Ralf Jaster.

Große Feierstimmung bei CDU und Linke, Enttäuschung bei SPD und FDP. Der Wahlabend 2025 hatte viele unterschiedliche Gesichter.

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