Theresa Schneck (li.) und Jan Hofmann (mi.) im Gespräch mit Redakteur Matthias Franz | Bildquelle: RTF.1

Tübingen/Naypyidaw:

Einsatz im Erdbebengebiet: Zwei Freiwillige aus dem Raum Tübingen in Myanmar

Stand: 06.05.25 15:19 Uhr

Am 28. März um 12:50 Uhr Ortszeit bebte in Myanmar die Erde. Es war das schlimmste Erdbeben des südostasiatischen Landes seit 1930. 3.300 Menschen kamen ums Leben. Hilfskräfte aus aller Welt machten sich auf den Weg nach Myanmar, um die Einheimischen dabei zu unterstützen, die Infrastruktur und insbesondere die medizinische Infrastruktur wiederherzustellen. Unter ihnen waren auch zwei Freiwillige aus der Region Neckar-Alb: Theresa Schneck aus Tübingen und Jan Hofmann aus Dußlingen.


Wir treffen die beiden in Theresa Schnecks Wohnung in Tübingen. Jan Hofmann hat Fotos von seiner Reise mitgebracht. Die beiden waren für humedica vor Ort. Die Hilfsorganisation kümmert sich um die medizinische Versorgung in Katastrophengebieten. In diesem Fall sollte eine provisorische Hausarztpraxis ein zerstörtes Krankenhaus in der Hauptstadt Naypyidaw ersetzen.

Jan Hofmann sagte: "Das war dann auch von dem Behandlungspektrum her von den Patienten vielleicht zu 10 % noch Nachsorge von Erdbeben, dass wir Wunden versorgt haben, dass wir Verbände gewechselt haben, Infektionen bei Wunden behandelt und alles, was in der Richtung ist und der Rest waren einfach medizinische, normale medizinische Bedürfnisse aus der Umgebung."

Doch bevor ein solches provisorisches Krankenhaus aufgebaut werden konnte, musste Theresa Schneck zusammen mit drei anderen Freiwilligen erst mal Aufbauarbeit leisten. Zunächst galt es herauszufinden, ob in dem erdbebenzerrütteten Land ein medizinisches Team überhaupt von Regierungsseite aus gewünscht war.

"Und dann war unsere Aufgabe zu sorgen, dass sie zum einen Visum bekommen, dass sie einreisen können, dass eine Arbeitsgenehmigung vorliegt für das medizinische Team und dass wir einen Ort finden", so Theresa Schneck. "Oder um in Absprache mit den Behörden vor Ort und der WHO in möglichen Einsatzort finden, wo Hilfe gebraucht wird auf medizinische Art und Weise."

Und das war für Theresa Schneck nicht einfach. Denn unmittelbar nach dem Erdbeben war vieles chaotisch. Regierung, Behörden, Strukturen: Das alles war von der Katastrophe betroffen. "Diese Besonderheit oder diese Aufgabe, da Informationen zu finden, Wie bekomme ich es hin, dass ich Güter ins Land bekomme? Wie schaffe ich es, dass ein weiteres Team möglicherweise kommen kann, dass die Hilfe möglichst schnell und effektiv ankommt? Das war für mich herausfordernd und neu", so Theresa Schneck.

Während Theresa Schneck schon wieder auf dem Heimweg war, reiste Jan Hofmann nach Myanmar. Seine Aufgabe: Als Logistiker das medizinische Einsatzteam zu begleiten und insbesondere bei der Aufbauarbeit zu unterstützen. Für ihn war es der erste Einsatz in einem Katastrophengebiet. So war er insbesondere überrascht, wie unterschiedlich die Zerstörungen an den Gebäuden waren.

"Also wenn man von dem Hotel wo übernachtet haben, das im Wesentlichen unberührt war vom Erdbeben zu dem Einsatzgebiet beim Krankenhaus, das quasi komplett zerstört war oder gar nicht mehr in Verwendung war, ist man an Wohngebieten vorbeigekommen, die sahen mehr oder weniger normal aus. Und drei Straßenecken weiter waren die Häuser bis auf die Grundmauern zerstört", berichtet Jan Hofmann.

Wie die Häuser, so waren auch die Menschen unterschiedlich betroffen. Von „es ist einfach gar nichts passiert" bis „Es sind Häuser zerstört und Angehörige gestorben" war alles dabei.

Weiter berichtet Jan Hofmann: "Und dann sind am einen Morgen zwei offene Pritschenwagen LKW mit offener Pritsche da gestanden und die kamen aus ein bisschen entfernten Dörfern, so 30, 40 Kilometer Entfernung, und die haben die Ortsvorsteher dort eben mitbekommen, dass wir Hilfsdienstleistungen anbieten. Und dann haben die quasi alle Kranken Verletzten von dem Dorf auf diese Pritschenwagen gepackt und sind zu uns gefahren."

Die Patienten kamen aus Dörfern, in denen die medizinische Versorgung ohnehin schlecht war. Jan Hofmann stellte hier einen großen Bedarf fest. "Im Rahmen davon gab es dann auch ein paar Patienten, denen wir nicht mehr wirklich helfen konnten oder wo klar war, dass wir ihnen nicht mehr wirklich werden helfen können. Das berührt einen natürlich dann schon, wenn man weiß, wir können jetzt maximal noch Schmerzmittel ausgeben und viel mehr können wir für den Patienten nicht mehr tun."

Jetzt sind Theresa Schneck und Jan Hofmann wieder in ihrem Alltag angekommen. Für beide war es eine Herausforderung. Jan Hofmann sagt, er habe ein paar Tage gebraucht, um sich wieder zurechtzufinden. Um von einer extrem sinnvollen Aufgabe wieder zu den alltäglichen Kleinigkeiten zurückzukehren.

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