Kundgebung Flüchtlinge | Bildquelle: RTF.1

Widersprüche:

Kirche warnt vor Ungleichbehandlung von Geflüchteten

Stand: 15.03.22 23:59 Uhr

Die Hilfsbereitschaft angesichts des Krieges in der Ukraine ist groß. Europa steht im Umgang mit Flüchtlingen von dort deutlich mehr zusammen als 2015. Andere Flüchtlinge erleben an Europas Grenzen dennoch weiter Abweisung. Wie lassen sich die Widersprüche erklären?

Rafael Nikodemus (61) ist bei der Evangelischen Kirche im Rheinland anderem zuständig für Menschenrechtsfragen sowie Flucht, Migration und Integration. Im Interview spricht er über Hilfsbereitschaft angesichts des Krieges in der Ukraine, Widersprüche im Umgang im Flüchtlingen und die Unterschiede zu 2015.

Herr Nikodemus, einerseits gibt es derzeit eine überwältigende Hilfsbereitschaft für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine, andererseits hat Dr. Thorsten Latzel, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, auf Facebook gewarnt, es dürfe keine Flüchtlinge 1. und 2. Klasse geben. Wie groß ist die Gefahr?

Rafael Nikodemus: Erst einmal möchte ich wirklich betonen, was für eine außerordentlich erfreuliche Erfahrung die aktuelle Hilfsbereitschaft ist. Nicht nur bei uns und nicht nur in der Kirche, sondern europaweit, auch in Polen und Ungarn, wo man sonst oft andere Töne vernimmt. Dennoch gibt es auch sehr konkrete Berichte von rassistischen Zurückweisungen in der Ukraine selbst, zum Beispiel von schwarzafrikanischen Studierenden oder anerkannten Flüchtlingen, die die Züge nach Polen nicht besteigen dürfen. Das geht natürlich nach unserem Verständnis nicht. Und auch beim Blick auf uns selbst ist die breite Zustimmung derzeit zwar noch weitgehend ungebrochen, aber wir wissen ja aus den Erfahrungen von 2015 und nach der Kölner Silvesternacht, wie schnell Stimmungen kippen können. Und wir haben auch bei uns schon diese Untertöne, auf der einen Seite die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine zu begrüßen, aber andererseits gegenüber Flüchtenden aus Afghanistan oder Eritrea deutlich kritischer zu sein.

An die polnisch-ukrainische Grenze schließt sich die polnisch-belarussische an. Ist das dortige Flüchtlingsdrama noch aktuell?

Nikodemus: Ja, und das führt uns die ganze Schizophrenie der Lage vor Augen. Auf der einen Seite werden die ukrainischen Flüchtlinge willkommen geheißen, umsorgt und können, wenn sie wollen, auch problemlos weiter nach Deutschland fahren. Gleichzeitig werden mehr als tausend Geflüchtete im Grenzgebiet zwischen Polen und Belarus gefangen gehalten ohne Aussicht auf Versorgung oder überhaupt irgendetwas. Sie sind sich selbst überlassen und wir hören immer wieder, dass dort auch Menschen sterben. Diese Widersprüche lassen sich nicht zusammenbringen. Für uns ist Nächstenliebe immer unteilbar.

Sie haben gerade Flüchtlingscamps in Griechenland besucht. Sind unterschiedliche Behandlungen von Geflüchteten auch dort ein Problem?

Nikodemus: Es war vor allen Dingen sehr bedrückend zu sehen, wie Flüchtende generell in Griechenland behandelt werden, nämlich wie Kriminelle. Es gibt völkerrechtswidrige Pushbacks seitens des Staates in die Türkei, am 1. März auf der Insel Lesbos wurden wieder sechs Menschen tot angeschwemmt. Das war derselbe Tag, an dem der griechische Migrationsminister gesagt hat, man sei offen für ukrainische Geflüchtete, sie seien die wirklichen Flüchtlinge im Sinne des Völkerrechts. Das zeigt diese Aufspaltung, Menschen unterschiedlich zu behandeln.

Jetzt scheint Europa geeint, 2015 war es das nicht. Aber ist es verwerflich, denjenigen eher zu helfen, die einem schon allein räumlich näher sind?

Nikodemus: Verwerflich ist das überhaupt nicht, sondern zunächst einmal verständlich, dass man stärker von dem berührt ist, was im unmittelbaren Umfeld passiert. Problematisch wird es, wenn aus diesem verständlichen menschlichen Verhalten eine Schere im Kopf wird und wir plötzlich sagen: Das sind die guten und das sind die schlechten Flüchtlinge.

2015 wurden in Deutschland rund 890.000 Schutzsuchende registriert. Schon rechnen Forscher für dieses Jahr mit höheren Zahlen. Was ist an der Situation vergleichbar, was nicht?

Nikodemus: Vergleichbar ist, dass sowohl 2015 als auch jetzt plötzlich sehr viele Menschen kommen. Nicht vergleichbar ist der Stand der Vorbereitung. 2015 war Deutschland auf solche Zahlen überhaupt nicht vorbereitet. Aber damals wurden sowohl aufseiten der staatlichen Verwaltung als auch der Kirche Strukturen herausgebildet, die jetzt reaktiviert werden können. Dabei läuft vieles nicht noch nicht rund. Aber alles, was nach 2015 entstanden ist, zum Beispiel Lotsendienste für Geflüchtete, Begleitung bei Behördengängen, Sprachkurse und Begegnungscafés, diese ganze kirchlich-diakonische Flüchtlingsarbeit müssen wir jetzt nicht neu erfinden.

WERBUNG:
Sonntag, 13. März 2022
13:38 Kurz vor dem Frieden: Ukraine & Russland - Intensive Verhandlungen trotz heftiger Kämpfe
Im Krieg zwischen Russland und der Ukraine zeichnet sich eine Verhandlungslösung ab. Trotz weiterhin heftig tobender Kämpfe kommen die Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland voran: Mittlerweile soll nicht nur über den Zeitplan für Russlands Rückzug, sondern auch über russische Reparationen an die Ukraine gesprochen werden. Lesen Sie hier alles, was bislang bekannt ist: [Weiterlesen]
Freitag, 11. März 2022
18:13 "Einmarsch von Weissrussland heute ab 21 Uhr" Ukraine rechnet mit zweitem Überfall - ab heute Abend
Nach Putinrussland will nun offenbar auch Weissrussland in die Ukraine einmarschieren und mit seinem Truppen am russischen Überfall teilnehmen. Die Ukraine rechnet mit einem Einmarsch der Weissrussen ab heute Abend 21:00 Uhr. Zuvor hatten Putin und Lukaschenko offenbar die Bombardierung weissrussischer Grenzdörfer inszeniert - als Kriegsgrund: [Weiterlesen]

16:12 Putin bombardiert Weissrussland - Angriff soll Ukraine in die Schuhe geschoben werden
Russische Kampfflugzeuge haben offenbar Dörfer in Weissrussland - an der Grenze zur Ukraine - bombardiert. Der Angriff soll wohl der Ukraine untergeschoben werden, damit auch Weissrussland in die Ukraine einmarschiert. Lesen Sie hier alles, was bislang darüber bekannt ist: [Weiterlesen]

13:53 Feuerwehr-Präsident lobt Wehren für Ukraine-Hilfe
Der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes, Karl-Heinz Banse, ist beeindruckt von den Hilfen deutscher Wehren für die Ukraine. Einige hätten ganze Lkw-Kolonnen auf den Weg gebracht. "Wir geben Material ab, ohne dass unsere eigene Einsatzbereitschaft darunter leidet." [Weiterlesen]

10:59 Nachfrage bei Waffenproduzent Heckler & Koch steigt
Der Waffenproduzent Heckler & Koch in Oberndorf am Neckar verzeichnet einen erhöhten Bedarf seiner Kunden aus Nato und EU. Man könne die Kapazitäten kurzfristig auch weiter erhöhen, heißt es. Das vergangene Geschäftsjahr war eines der erfolgreichsten. [Weiterlesen]
Donnerstag, 10. März 2022
21:54 EU-Parlaments-Vize Barley will Druck auf russische Oligarchen erhöhen
Sogenannte "goldene Pässe" für die EU sollen komplett abgeschafft werden, fordert die Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, Katarina Barley (SPD). Damit soll der Druck auf russische Oligarchen erhöht werden. [Weiterlesen]
Mittwoch, 09. März 2022
12:23 Russland lenkt ein: Selenskyj dürfte bleiben; es gibt plötzlich keine "Nazis" mehr
Angesicht der katastrophalen Verluste Putin-Russlands im Kampf um die Ukraine ändert Russland seine öffentlichen Positionen: Die Regierung Selenskyj "dürfe" offenbar im Amt bleiben; von "Entnazifizerung" ist keine Rede mehr; die "Entmilitarisierung" sei schon erreicht: Russland stimmt seine Öffentlichkeit damit offenbar auf eine mögliche Verhandlungslösung ein. [Weiterlesen]
Ukrainischer Präsident Selenskyj 3 - Ansprache in Oliv

01:10 Putin-Russland plant Treibstoffpipelines - Russischen Angreifern geht der Treibstoff aus
Die russischen Truppen in der Ukraine sollen über Feld-Pipelines mit Treibstoff versorgt werden. Außerdem soll das bestehende ukrainische Tankstellennetz genutzt werden. Damit wollen die putinrussischen Angreifer die katastrophale Versorgungslage ihrer Truppen in den Griff kriegen. Mangels Treibstoff bleibt derzeit viel russisches Militärgerät einfach stehen. [Weiterlesen]
Verlassener russischer Panzer - ein sonniger Tag
Dienstag, 08. März 2022
20:26 Polen liefert MIG-29 Kampfflugzeuge an Ukraine - Zwischenstopp in Deutschland
Die Entscheidung ist gefallen: Polen ist bereit, MIG-29-Kampfflugzeuge für die Ukraine zu liefern und die entsprechenden Verträge zu verhandeln. Im Gegenzug wird Polen offenbar F16-Kampfflugzeuge aus den USA erhalten. Die Flugzeuge werden zunächst offenbar Eigentum der USA - und machen vor der Übergabe an die Ukraine einen Zwischenstoff auf der US-Basis Ramstein in Deutschland. [Weiterlesen]
Ukrainische Fugzeuge

18:00 Stopp russischer Öl-Importe laut Baerbock nicht möglich
Die USA und Kanada stoppen den Import von Öl aus Russland komplett. Bundesaußenministerin Baerbock hält es derzeit für ausgeschlossen, dass Deutschland nachzieht. [Weiterlesen]

09:34 "Russland hat ein Viertel seiner Ausrüstung verloren" # Estnischer Geheimdienst analysiert Ukraine-Überfall
Russland hat bis jetzt ein Viertel seiner Ausrüstung verloren, die es für den Ukraine-Überfall zusammenzogen hat. Das teilte der Leiter des Geheimdienstzentrums von Estland, Margo Grosberg, mit. Lesen Sie hier, was Estland über Putinrusslands Verluste weiß: [Weiterlesen]
Brennende russische Panzer 1 - in der Ukraine am 24.02.2022
Montag, 07. März 2022
19:37 Welche TV-Sender noch aus Moskau berichten - und warum
ARD, ZDF und internationale Sender wie CNN und BBC berichten nicht mehr aus Moskau. Wegen der drastisch verschärften Mediengesetze wolle man die Reporter schützen, heißt es. Einzelne Sender wie BILD TV berichten aber weiter. Das hat aber auch einen Preis. [Weiterlesen]

11:07 Nacht des Schreckens für Putin-Russland: 30 russische Hubschrauber auf einmal zerstört
In der Nacht zum Montag haben ukrainische Truppen 30 russische Hubschrauber auf einmal zerstört. Das melden die Ukrainischen STreitkräfte. Lesen Sie hier, was bislang bekannt ist: [Weiterlesen]
Zerstörter russischer Hubschrauber 2
Samstag, 05. März 2022
10:56 Schwerste russische Verluste: 10.000 tote russische Soldaten - Ukrainer gehen zu Offensive über
Mehr als 10.000 tote russische Soldaten meldet das Ukrainische Verteidigungsministerium am heutigen Samstag. 79 russische Flugzeuge und Hubschrauber sind abgeschossen. Bisher habe man nur verteidigt. Jetzt gebe es eine ukrainische Offensive: [Weiterlesen]
Ausgebrannter russischer Panzer beim Dorf Velika Vis in der Region Czernihiv.
Freitag, 04. März 2022
10:31 Wie ukrainische Cyber-Truppen kämpfen: "Zahlungssysteme der russische Armee & Behörden sind unwiderbringlich zerstört"
Sämtlichen Zahlungssysteme für die Gehälter russischer Armee- und Behördenmitarbeiter sind unwiderbringlich zerstört. Das meldet zumindest Anonymous in einem Gastbeitrag für die ukrainischen Zeitung Pravda. Verifizieren lässt sich diese Information naturgemäß nicht. Falls sie aber stimmen sollte, stünde die russische Regierung vor einer Katastrophe. [Weiterlesen]
Anonymous 2

07:20 Putin-Russland beschießt größes Atomkraftwerk - "Atomterror"
In der Ukraine ist bei Gefechten ein Feuer in Europas größtem Atomkraftwerk ausgebrochen. Putin-Russland hat die Anlage nach ukrainischen Angaben angegriffen. Der ukrainische Präsident Selenski spricht von "Atomterror". [Weiterlesen]
Donnerstag, 03. März 2022
18:17 EU-Beitritt der Ukraine halten viele Deutsche für richtig
Gut sechs von zehn Deutschen meinen, die Ukraine sollte langfristig in die Europäische Union aufgenommen werden. Das zeigt der aktuelle ARD DeutschlandTrend. [Weiterlesen]
Europafahne

18:13 Deutsche tragen Sanktionen gegen Russland klar mit
Die Sanktionen gegen Russland und den neuen sicherheitspolitischen Kurs Deutschlands im Zuge des Ukraine-Kriegs tragen die Deutschen mit deutlicher Mehrheit mit - selbst wenn Lebenshaltungskosten dadurch steigen. Das zeigt der aktuelle ARD DeutschlandTrend. [Weiterlesen]

17:47 CARE-Partnerorganisation richtet beheizte Zelte an der slowakischen Grenze ein
Weil Männer im Alter zwischen 18 und 60 Jahren in der Ukraine bleiben müssen, sind auf der Flucht viele Frauen mit Kindern auf sich allein gestellt. Die Grenzübergänge sind überfüllt. Mütter müssen in eisiger Kälte mit ihren Kindern oft bis zu zwei Tagen warten. Eine CARE-Partnerorganisation hilft mit beheizten Zelten. [Weiterlesen]

17:19 action medeor geht mit Ukraine-Hilfstransporten in Serie
Das Deutsche Medikamentenhilfswerk action medeor beginnt damit, wöchentliche Hilfstransporte für die Ukraine zu organisieren. Ein erster Transport ist schon unterwegs. [Weiterlesen]

Nächste 20 Einträge anzeigen >>



Seitenanzeige: