Dieter Hauswirth | Bildquelle: Stadt Metzingen

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Früherer Metzinger OB Dieter Hauswirth gestorben

Stand: 14.04.22 08:54 Uhr

Der frühere Metzinger Oberbürgermeister Dieter Hauswirth ist im Alter von 71 Jahren gestorben. Er prägte die Stadt in den 2000ern und war für seine menschliche Art sehr geschätzt. OB Carmen Haberstroh betonte, Hauswirth sei ein "unheimlich guter Chef und Ratgeber" gewesen.


Der ehemalige Metzinger Oberbürgermeister Dieter Hauswirth sei am 2. April 2022 in Ludwigsburg im Alter von 71 Jahren verstorben. Das teilte die Stadt Metzingen mit. Man verliere mit ihm eine Persönlichkeit, "die die Entwicklung unserer Stadt in den 2000er Jahren prägte und von deren Wirken wir heute noch profitieren." Hauswirth war von 1999 bis 2008 im Amt. Er hinterlässt seine Ehefrau Dr. Angelika Hauser-Hauswirth, zwei erwachsene Kinder sowie vier Enkelkinder.

Haberstroh: "Gutes Herz, Humor und Menschlichkeit"

"Die Nachricht hat mich sehr traurig gemacht", erklärte die Metzinger Oberbürgermeisterin Carmen Haberstroh, die lange mit Hauswirth zusammengearbeitet hatte. "Dieter Hauswirth war ein unheimlich guter Chef und Ratgeber, dem ich auch meine eigene berufliche Entwicklung mit zu verdanken habe", so Haberstroh. "Dabei hat ihn vor allem sein gutes Herz, sein Humor und seine Menschlichkeit ausgezeichnet: Wer ihn im Umgang mit Menschen in ganz unterschiedlichen Funktionen erlebt hat, konnte immer Augenhöhe und Respekt wahrnehmen, die seine Art der Kommunikation ausgezeichnet haben."

Diese wertschätzende Art sei sicher ein wesentlicher Baustein für seinen Erfolg gewesen, würdigt ihn die Stadtverwaltung in ihrer Mitteilung: "Durch seine verbindenden Fähigkeiten sowie seine beruflichen Erfahrungen konnte er zum Wohle von Metzingen auf ein großes Netzwerk zugreifen." Hauswirth hatte zuvor für zwei Landesministerinnen und im Innenministerium von Baden-Württemberg gearbeitet, und nach der Wiedervereinigung beim Aufbau der Kommunalverwaltung in Sachsen geholfen.

Hauswirth erkannte Potential des Fabrikverkaufs

Im Mai 1999 war Hauswirth mit dem Slogan "Bewährtes erhalten, Neues gestalten, solide verwalten" zum Nachfolger von OB Gotthard Herzig gewählt worden. In seiner Amtszeit entwickelte sich der Fabrikverkaufsstandort Metzingen zur international bekannten Outletcity weiter.

Zu den großen Projekten seiner Amtszeit gehörten auch die B28 neu und Investitionen in Bildung und Sport. Etwa die Erweiterung des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums, die Dreifachsporthalle Ösch II und eine Mensa im Schulzentrum Neugreuth.

Investitionen in Bildung und Betreuung

"Das Thema Erziehung, Bildung und Betreuung hatte in Hauswirths Amtszeit hohe politische Priorität", so die Stadt Metzingen. Im sozialen Bereich setzte er sich unter anderem für das Haus Matizzo und das WIM-Haus im Stadtteil Neuhausen ein. Im Jahr 2005 übernahm er den Vorsitz der Diakonie-Sozialstation Metzingen, den er bis 2011 innehatte. Hauswirth etablierte einen Jugendgemeinderat und baute das Stadtmarketing aus. Seinen Humor bewies er zum Beispiel, als er mit seiner Frau beim Silvesterball in der Metzinger Stadthalle "Dinner for One" aufführte.

2007 wurde Oberbürgermeister Hauswirth mit einem überzeugenden Ergebnis in seinem Amt bestätigt. Allerdings zeigte er sich damals enttäuscht über die eher niedrige Wahlbeteiligung. Dass wohl viele aus Zufriedenheit mit ihm nicht wählen gegangen waren, war für ihn als überzeugten Demokraten kein Trost.

Regelmäßiger RTF.1-Zuschauer

Dieter Hauswirth war ein sehr regelmäßiger RTF1-Zuschauer. Er schätzte das Regionalfernsehen. Wenn man ihn auf Terminen traf, wusste er eigentlich immer, was am Abend zuvor in der Sendung war und sprach einen auch darauf an. RTF.1-Mitarbeiter dieser Zeit empfanden ihn als ausgesprochen freundlichen, menschlich zugewandten und auch humorvollen Gesprächpartner.

RTF.1-Chef Stefan Klarner würdigte Hauswirth als "einen außergewöhnlichen Regionalpolitiker, dem die Belange der Region und der Menschen stets am Herzen" lagen. "Herrn Hauswirth war die Wichtigkeit der regionalen Medien für eine funktionierende Demokratie sehr bewusst. Mit ihm verliert RTF.1 einen Freund und Förderer", sagte Klarner.

 

Buch von Dieter HauswirthDas Buch von Dieter Hauswirth mit Widmung

 

Rücktritt nach Bürgerentscheid

Als ein für den Konzern Hugo Boss geplantes Distributionszentrum im Gebiet Braike-Wangen in einem Bürgerentscheid abgelehnt wurde, in dessen Vorfeld es auch verbal gegen ihn hoch herging, erklärte Hauswirth am 31. August 2008 seinen Rücktritt und schied zum Jahresende aus seinem Amt als Oberbürgermeister aus.

Danach verarbeitete er seine Erfahrungen und seinen persönlichen Werdegang in einem Buch. Zwischen 2010 und 2018 war Dieter Hauswirth als Lehrbeauftragter an der Fachhochschule für Öffentliche Verwaltung in Ludwigsburg und als Geschäftsführer und Stiftungsvorstand der Paul-Lechler-Stiftung tätig. Daneben hatte er zahlreiche Ehrenämter inne.

Vita Dieter Hauswirth

Dieter Hauswirth, geboren in Göppingen und aufgewachsen in Heiningen, hatte vor seiner Metzinger Amtszeit in der Landesverwaltung gearbeitet. Der Diplomverwaltungswirt war unter anderem vier Jahre Persönlicher Mitarbeiter von Annemarie Griesinger, der damaligen Ministerin für Bundesangelegenheiten und danach sechs Jahre Persönlicher Referent von Sozialministerin Barbara Schäfer.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands half er Anfang der 90er Jahre als Koordinator des Landes Baden-Württemberg beim Aufbau der Kommunalverwaltung des Freistaates Sachsen. Danach wurde er bis zu seiner Wahl als OB in Metzingen Oberregierungsrat in der Kommunal- und Polizeiabteilung des Innenministeriums von Baden-Württemberg.

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