Mittelaltermärkte wie etwa beim traditionellen Schwörtag in Reutlingen gibt es viele. Auf ihnen sind auch regelmäßig Diddy, Tina, Max, Kim-Nele und Thomas aus dem Großraum Reutlingen anzutreffen. Doch die Gruppe hat nicht einfach Spaß daran, sich zu verkleiden. „Reenactment" lautet ihr Prinzip.
Thomas Gehrke, alias Ansgar von Hohengenkingen: "Wir wollen die Zeit darstellen und nicht irgendwelche Fernsehserien – so gut man es eigentlich kann, so gut man es nachverfolgen kann – möchten wir die Darstellung rüber bringen können, so hätte es sein können damals. Es war keiner von uns selber dabei, aber wir probieren es einfach."
Die Reutlinger Lagergruppe hat sich für das spezielle Setting von 1099 bis 1188 in Jerusalem entschieden – ein wichtiges Kapitel in der Geschichte der Kreuzzüge. Sie stellt die Milites Sancti Sepulcri dar, eine Miliz, die später als Ritterorden anerkannt wurde.
Diddy Kohl, alias Gottfried von Neuffen: "Es war eine ungewisse Zeit. Wenn du morgen nicht weißt, was du übermorgen zu essen hast, oder überhaupt ein Obdach, ein Dach über dem Kopf, irgendwo einen sicheren Ort wo du ruhig schlafen kannst, dann ist das eine verdammt schwierige Zeit. Und ich denke mal, damals war das auch so. Und wenn du jetzt in so einer Miliz tätig warst, dann hast du auf jeden Fall zu essen, ein Dach über dem Kopf, und vielleicht sogar Kleidungsstücke, Gewandungsstücke von denen kriegen können."
Zu 100 Prozent authentisch, sprich musealisch, ist die Gruppe nicht. In ihrem Gulasch landen auch mal Kartoffeln, die es damals in Jerusalem noch nicht gab. Und auch Lagerhund Loki passt geschichtlich nicht ins Bild, gehört aber selbstverständlich dazu.
Das Eintauchen in diese spezielle Zeit hilft den Gruppenmitgliedern, vom Alltag abzuschalten und zu entschleunigen.
Diddy Kohl: "Wenn man jetzt zum Beispiel auf einem historischen Grund ist, auf einer Burg oder so, da steigst du halt mal freitags aus dem normalen Leben und kehrst am Montagfrüh wieder zurück. Manchmal mit Freuden unter die Dusche, hurra, manchmal mit einem weinenden Auge wo man sagt ich wäre gerne noch zwei drei Tage länger geblieben."
Und Thomas Gehrke sagte: "Du kommst runter, die ganze Vorbereitung hier, du bist entschleunigt vom Alltag. Wenn jetzt der Markt richtig anfängt heute Abend, dann ist im Hintergrund bisschen Musik, meistens mittelalterliche Musik. Und dieses gemütliche Beisammensein, zusammen kochen, das ist einfach... man lernt sich noch ein bisschen mehr kennen. Man ist mal weg von den alltäglichen Problemen, sage ich mal."
Neben Milizpersonen treten die drei Männer der Gruppe auf Mittelaltermärkten auch als Mitglieder des Lazarus-Ordens auf. Die beiden Frauen stellen orientalische Tänzerinnen dar, die vom historischen Kontext ebenfalls zum Setting passen. Wer sich für das Mittelalter, den Orient und das Thema Kreuzzug interessiert, die Geschichte darstellen und weitergeben sowie einen eigenen Charakter entwickeln möchte, ist bei den „Milites Sancti Sepulcri" jederzeit willkommen. Der dargestellte Charakter muss nicht zum Orden gehören, aber natürlich zum Setting passen.
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