Der traditionelle Neujahrsempfang der regionalen Wirtschaft – in diesem Jahr in einer etwas abgespeckten Variante. Statt Stadthalle Reutlingen der große Sitzungssaal der Handwerkskammer, statt Bestuhlung Stehtische. All das ist dem geschuldet, was IHK-Präsident Christian O. Erbe als Polykrise bezeichnet. Lieferengpässe und Corona machen der regionalen Wirtschaft zu schaffen.
"Schließungen und Produktionsrückgänge durch mangelnde Mitarbeiterschaft, und das ist eine Situation, wo sich Probleme kumulieren, wir reden ja von einer Polykrise, und das ist natürlich für die Wirtschaft nicht förderlich", sagte Christian O. Erbe, Präsident der IHK Reutlingen und der BWIHK.
Dem Handwerk geht es etwas besser. Aber auch hier sieht man schwere Zeiten auf sich zukommen. Höhere Zinsen, höhere Baukosten, das senkt die Nachfrage. "Es gibt einige Faktoren, die tatsächlich dafür sprechen, dass es etwas zurückgehen wird, wir hoffen natürlich nur, dass die Krise nicht so stark wird, wie von manchen Stellen auch prognostiziert wird", sagte Kammerpräsident Harald Herrmann.
Dass China wegen Corona schwächelt und dass das chinesische Neujahrsfest die Situation noch verschärfen könnte, macht es nicht besser. Denn China ist auch für die Region ein wichtiger Handelspartner. "Zum einen beziehen viele Unternehmen Produkte aus China, die dann in unsere Produkte Eingang finden und deshalb sehr viele Zulieferer sind in China zu finden, aber China ist natürlich auch ein großer Markt für uns, das heißt Lieferanten wie auch Kunden kommen aus China und sind in China", so Erbe.
Beim Handwerk sieht es etwas anders aus: Dort geht es eher um Zulieferer, "um Teile, die von China hier gebraucht werden, elektronische Bauteile für moderne Heizungsanlagen undsoweiter undsofort, und das sind aber genau die Sachen, die auch momentan ja fehlen", so Harald Herrmann.
Aber was will China? Für den ehemaligen Bundeswirtschaftsminister Helmut Haussmann ist die Sache klar: China will Supermacht werden – die zweite neben den USA. Doch diesem Ziel, so Haussmann, stehe die aktuelle Regierung unter Xi im Weg.
"Er behindert den Chinesen, sich weiterzuentwickeln, kreativer, innovativer zu werden", sagte Haussmann, "und da muss man aufpassen, dass diese Schwächung nicht dazu führt, dass Xi nicht die nationalistische Karte zieht und Taiwan überfällt."
Denn China habe aus seiner Geschichte heraus ein Trauma mit der Spaltung. Das Land war mehrmals geteilt. Dagegen helfe aber eine Überlegenheit der USA. Denn Xi kalkuliere stärker als Putin. Wie aber soll sich Europa gegenüber China verhalten? Und welche Rolle spielt Europa in der Neuen Weltordnung?
"Wir müssen einfach realistisch bleiben. Wir haben nicht die Potenziale, weder von den Menschen, noch von den Rohstoffen, um praktisch mit China gleichzuziehen", so Haussmann. "Aber wir können eine wichtige Rolle spielen als dritter Partner zwischen einerseits USA und China."
Das gehe aber nur durch eine deutsch-französische Führung in Europa. Sonst sei der Kontinent zu sehr zersplittert und aus Sicht der Chinesen nicht einflussreich.
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