Erntepressegespräch | Bildquelle: RTF.1

Region Neckar-Alb:

Erntepressegespräch - wie wirkt sich das Wetter auf die diesjährige Ernte aus?

Stand: 23.08.21 15:43 Uhr

War es die vergangenen Jahre eher heiß und trocken, haben die Landwirte der Region dieses Jahr mit einem kalten und nassen Frühjahr zu kämpfen gehabt. Und das wirkt sich auch auf die Ernte aus. Darüber hat der Kreisbauernverband Reutlingen bei einem Pressegespräch informiert.


Viel Regen - wenig Ertrag

Sogar die Wintergerste steht zum Teil noch auf den Feldern, länger als sonst üblich. Auch Dinkel, Weizen und Hafer wurden noch nicht gedroschen, da sie noch nicht ganz reif sind. "Was uns fehlt dieses Jahr, sind die schönen Sommertage", erklärt der Vorsitzende des Kreisbauernverbands, Gebhard Aierstock. "Wir haben einen Schaukelsommer mit vielen Regenphasen." So habe es im Mai, Juni und Juli Rekordniederschlagsmengen gegeben - was gut für die Natur sei, aber ein Problem für die Landwirtschaft.

Denn die hohen Niederschlagsmengen führen auch zu einer hohen Pilzbelastung im Getreide, erklärt der Vorsitzende des Kreisbauernverbands. Außerdem seien die Körner schwach aufgrund der fehlenden Sonne. Das führe zu unterdurchschnittlichen Erträgen. Ähnlich sehe es auch beim Obst aus. "Der Obstertrag wird dieses Jahr natürlich nicht so gut sein, weil die Temperaturen im Frühjahr zu kalt waren, teilweise gab es Probleme mit Frost", so Aierstock. Aber auch die Befruchtung sei ein Problem gewesen, weil die Insekten nicht geflogen seien.

Landwirte im Gespräch mit der Politik

Beim Erntepressegespräch hatten Landwirte auch die Möglichkeit, mit den Reutlinger Bundestagskandidaten ins Gespräch zu kommen. Ein Problem, das angesprochen wurde: das Insektenschutzgesetz, das weniger Pflanzenschutzmittel vorsieht. In manchen Fällen sei Pflanzenschutz aber notwendig. "Im Grunde ist die Forderung, Pflanzenschutz zu reduzieren, wo es möglich ist, eine gute Forderung", so Aierstock, "wir werden hier auch immer besser, man setzt Pflanzenschutzmittel immer effizienter ein. Aber man muss zukünftig Pflanzenschutzmittel einsetzen können, um Erträge zu sichern, um Pflanzengesundheit zu sichern - und Partien, die halt pilzverseucht sind, taugen nicht mehr zur Nahrungsmittelproduktion."

Auch das Thema Tierwohl wurde diskutiert. Dafür müssten die Landwirte viel investieren. Für sie müsse es sich aber auch lohnen, und dafür müsse die Politik die richtigen Rahmenbedingungen setzen. Derzeit liege die Schweinenotierung bei 1,30 € pro 1 kg Schlachtgewicht - "wo natürlich kein Schweinehalter mehr Geld verdient", so Aierstock. Wenn aber Tierwohlhaltungsbedingungen in der Stufe 3 und 4 umgesetzt werden sollen, dann müsste der Schweinepreis über 2 € liegen. "Und dieser Preis muss irgendwoher kommen. Und wenn er über das Endprodukt nicht zu erzielen ist, dann muss die Politik Förderinstrumente einrichten."

An der Stelle sei auch der Verbraucher gefragt, betont hier unter anderem der SPD-Bundestagskandidat Dr. Ulrich Bausch. Man müsse darauf achten, regionale Produkte zu kaufen.

Deshalb sei eine bessere Kennzeichnung der Herkunft der Ware im Regal notwendig, lautet eine Forderung der Landwirte. "Man muss natürlich klar sehen, wir haben einen europäischen  Markt, den man mittlerweile als Binnenmarkt bezeichnet, da kommt durchaus Ware aus Spanien, Dänemark, Holland", so Aierstock. "Was die Importe aus anderen Ländern betrifft - Südamerika, möglicherweise China - ist dann schon der Punkt, dass der Verbraucher eigentlich klar erkennen muss, wo kommt's her, werden diese Dinge zu deutschen Standards produziert. Es kann nicht sein, dass die Ware billig im Regal liegt, zu nicht deutschen Standards produziert und als solche nicht mal erkennbar", betont Aierstock.

Am Ende, so glaubt der Vorsitzende des Kreisbauernverbands, seien die Themen der Landwirte bei der Politik angekommen. Was ihm aber derzeit noch fehle, sei die politische Durchschlagskraft zur Lösung der Probleme.

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